In dem Beitrag zu meiner ersten Woche Präsenz-Uni hatte ich bereits erzählt, wie sehr ich mich darauf freue, bei Referaten nun endlich nicht mehr in einer Webcam, sondern in echte Gesichter schauen zu können. Diese Woche war es soweit: Ich habe nach über 2 Jahren das erste Mal wieder einen Vortrag in Präsenz gehalten. In diesen 2 Jahren habe ich einiges darüber gelernt, wie man Vorträge aufbaut, Powerpoint Folien gestaltet und sich allgemein vor Publikum verhält, um mit seinem Thema zu überzeugen. Ich habe schon länger überlegt, diesbezüglich Tipps zu teilen, habe es dann aber sein lassen, weil ich mich auf dem Gebiet jetzt nicht als Expertin sehe. Das ist nach wie vor so, allerdings hat mir das Feedback, das ich in dieser Woche erhalten habe, gezeigt, dass sich bei mir in den letzten Jahren da schon einiges ins Positive verändert habe. Ich sehe mich nach wie vor nicht in der Lage, einen allumfassenden Beitrag zu den Grundlagen der Rhetorik zu verfassen – das überlasse ich lieber den Profis. Allerdings dachte ich, es könnte vielleicht interessant, welche Tipps, die ich so gehört habe, mir am meisten geholfen haben.
Themenwahl
Was bei mir den größten Unterschied macht, wenn es darum geht, ob ich mit einem Referat überzeuge, ist auf jeden Fall das Thema. Wenn man mit dem Thema nichts anfangen kann, kann man dem Publikum auch nur schwer vermitteln, wie interessant das Ganze ist. Man redet automatisch überzeugender, wenn man den Vortrag aus intrinsischer Motivation heraus hält und man das, was man sagt, selber spannend findet. Ich weiß, man kann es sich leider nicht immer aussuchen. Trotzdem würde ich dazu plädieren, bei jedem Thema nach den Teilaspekt zu suchen, der einen fasziniert und darauf den Fokus zu legen.
der „Erdmännchen-Effekt“
Ich habe früher jeden Vortrag mit dem Satz „Herzlich willkommen zu meiner Präsentation zum Thema XY“ begonnen… bis ich gelernt habe, diese wertvollen ersten Sekunden, in denen noch die volle Aufmerksamkeit da ist, nicht mit sowas zu verschwenden. Stattdessen entscheide ich mich nun immer für etwas, was das Thema schonmal einläutet, kurz und knackig ist und überrascht oder zum Nachdenken anregt. Beispielsweise ein Zitat, ein Video, Fotos, ein Meme, eine rhetorische Frage oder was auch immer. Sowas bleibt einfach länger im Gedächtnis und weckt vor allem auch gleich zu Anfang Interesse.
keine Karteikarten
Ich dachte immer ich bräuchte Karteikarten, denn „was, wenn… ich den Faden verliere… die Fakten vergesse…“. Ich habe dann aber gemerkt, dass ich mich beim Vortragen wesentlich freier fühle, wenn ich nichts in den Händen habe, was mich dazu verleitet runter zu schauen. Ob das klappt oder nicht ist natürlich auch Themenabhängig. Aber gerade, wenn der Vortrag nicht aus super vielen konkreten Zahlen oder ähnlichem besteht, kann man darüber doch meistens frei reden. Es ist auch überhaupt nicht schlimm, dann hin und wieder von dem geplanten Text abzukommen – das macht es meiner Meinung nach sogar natürlicher. Gerade, wenn man bei einem Thema zeigen möchte, dass man selber dafür brennt, wirkt es in meinen Augen authentischer, wenn man dazu frei reden kann, ohne sich auf einen Spickzettel zu verlassen.
Publikum direkt ansprechen
Ich hab auch das Gefühl, die Aufmerksamkeit des Publikums positiv beeinflusst, wann man die Menschen direkt anspricht. Deshalb gehören Sätze wie „Ich weiß nicht, wie ihr das seht, aber…“, „wenn ihr XY schonmal gemacht habt, kennt ihr das…“, „hier seht ihr“, „dann schauen wir uns XY zusammen an“ usw. zu meinen Standardformulierungen.
eigener Powerpoint-Folien-Stil
Die meisten Komplimente bekomme ich eigentlich meistens zur Powerpoint. Ich habe diese Woche das Feedback bekommen, dass ich immer meine eigene „Handschrift“ in meine Präsentationen einbringe, was mich sehr gefreut hat. Dahinter hat nie ein strategischer Gedanke gesteckt, sondern eine Leidenschaft für ästhetische Designs. Ich versuche in den Folien immer irgendwie das Thema mit einem persönlichen Touch zu verknüpfen. Dabei greife ich nie 1:1 auf fertige Vorlagen zurück, sondern lasse mich höchstens davon inspirieren und ändere sie so um, dass sie zu mir passen. Wichtig dabei ist vor allem, und das habe ich vor nicht allzu langer Zeit noch falsch gemacht, dass die Folien nicht zu voll gepackt sind.
In den Bauch atmen
Ich habe beim Reden – gerade wenn es über 20 Minuten hinausgeht – häufig das Problem, nicht richtig zu atmen. Dann wird die Luft immer knapper, ich rede noch schneller und meine Stimme wird zittrig. Deshalb versuche ich bewusst darauf zu achten, tief und in den Bauch zu atmen – vor dem „Auftritt“, aber auch zwischendrin, wenn ich merke, mir geht die Puste aus. Damit einher geht auch der Tipp, morgens vor den Vortrag mit einer Meditation in den Tag zu starten.
Diese Tipps sind Romy-Approved… ich habe sie mir aber nicht selber überlegt. Deshalb dürfen an dieser Stelle die Credits natürlich nicht fehlen. Deshalb als erste Empfehlung das Buch „Meisterkurs Rhetorik“ von Benedikt Held, das einem einen guten Überblick über das Thema gibt. Damit kann man den ganzen Vortrag von der Idee bis zur fertigen Präsentation optimal gestalten und bekommt wertvolle Tipps. Für diejenigen, die häufiger auf professionellem Niveau vor Menschen reden müssen, lohnt es sich auch ein Seminar in diesem Bereich zu absolvieren. Ich konnte im Rahmen meines Studiums einiges von Katja Kreutzer lernen und kann euch die Einzel- und Gruppencoachings von ihr und ihrer Kollegin, Petra Jagow, deshalb nur ans Herz legen: www.mein-perfekter-auftritt.de
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