Ich studiere mittlerweile seit vier Jahren. Nur zwei davon habe ich auch wirklich in der Uni verbracht. Im Wintersemester 2019 hatte ich aufgrund meines Pflichtpraktikums keine Vorlesungen und als es dann wieder losgehen soll, machte uns die Pandemie einen Strich durch die Rechnung. Darauf folgten 1,5 Jahre Distance Learning. Dieses Semester steigen wir nun endlich wieder auf Präsenz-Vorlesungen um. Ich hab jetzt die erste Woche hinter mir und dachte, das wäre der perfekte Anlass, um ein altes Format auf diesem Blog wieder aufleben zu lassen – das Interview mit mir selbst.
Und, wie hat es sich angefühlt?
Gut. Nach der ersten Präsenzvorlesung, die wirklich super lebhaft und interaktiv war, habe ich erst so richtig gemerkt, wie sehr ich es vermisst habe. Ich hatte mich in diesen 3 Semestern so sehr daran gewohnt, in einer Webcam zu schauen, digital meine Hand zu heben und Emotionen durch Emojis auszudrücken, dass ich komplett vergessen hatte wie das Andere ist – wie es ist, Blickkontakt zu haben, sich anzulächeln, alle gleichzeitig lachen zu hören, ohne Verzögerung zu diskutieren, Menschen spontan auf dem Flur zu treffen, gemeinsam zu Mittag zu essen und in der Vorlesung Snacks rumzureichen. Allgemein fühlt es sich alles „echter“ an.
Was hat dich am meisten überrascht?
Ehrlich gesagt hat mich überrascht, dass diese Woche meine soziale Batterie nicht überstrapaziert – ja nicht mal komplett entladen – hat. Als introvertierter Mensch tanke ich meine Energie beim Alleinsein und ich hätte gedacht, dass diese vielen sozialen Kontakte, die plötzlich wieder da sind, anstrengender sein werden. Ich hab’s schon gemerkt, aber nicht so sehr wie erwartet. Dass ich nach 8 Stunden Uni die Motivation finde, noch mit den Leuten was trinken zu gehen und es nicht anstrengend finde, hätte ich so nicht erwartet.
Was hast du an Präsenz-Uni am meisten vermisst?
Zwei Dinge: Die Face-to-Face-Kommunikation und das Spontane. Wenn man Online-Vorlesung hat, weiß man, ich sehe heute die Menschen, die in dem Zoom-Call sind und werde mit denen reden, mit denen ich reden muss, weil wir eine gemeinsame Aufgabe bekommen haben. Über dieses unerwartet über den Weg laufen und das zufällige ins Gespräch kommen freue ich mich sehr – sei es mit Kommiliton*innen, mit denen man bisher noch nicht so viel zu tun hat, mit Dozent*innen vor der Vorlesung oder mit Leuten, die man lange nicht mehr gesehen hatte vor der Uni.
Was waren die Vorteile vom Distance Learning?
Was am Distance Learning natürlich praktisch ist, ist, dass man das Haus nicht verlassen musste. Das ist zum einen, gerade wenn’s morgens kalt ist, deutlich bequemer und zum anderen gewinnt man dadurch einiges an Zeit. Auch das den Kühlschrank immer griffbereit haben fand ich praktisch. Was mir Online auch häufig zugutekam, war die Option, die Kamera auszuschalten, wenn man zu sehr lachen musste – das hätte ich diese Woche schon das ein oder andere Mal gebrauchen können. Wie man sich in der Öffentlichkeit benimmt, muss ich erst wieder lernen haha.
Worauf freust du dich in den nächsten Monaten am meisten?
Ich freu mich natürlich auf schöne und lustige Momente und Gespräche mit meinen Kommiliton*innen, die in gleicher Art und Weise digital kaum hätten stattfindenkönnen. Aber worauf ich mich noch freue – achtung, Streber-Allert – sind Referate. Online eine Präsentation zu halten ist einfach nicht das Gleiche. Auch wenn ich weiß, dass es mich nervöser machen wird, freue ich mich darauf, beim Vortragen in Gesichter blicken und direkte ehrliche Reaktionen erkennen zu können.
Wie sieht’s bei euch gerade aktuell – arbeitet/studiert ihr aktuell noch zuhause oder wieder vor Ort? 🙂
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