Vor knapp zwei Jahren habe ich auf diesem Blog einen Beitrag hochgeladen, in dem ich ausführlich meine Erfahrungen aus dem ersten Jahr meines Studiums geteilt habe. Das Feedback darauf war sehr positiv – von Kommilitonen, die mir sagten, sie würden das Ganze ähnlich empfinden über Unbekannte, die mir Insta-DMs schrieben, um Fragen zu stellen oder mir mitzuteilen, dass sie sich jetzt auch an der HMKW bewerben würden. Nun habe ich vor Kurzem meine Bachelorarbeit abgegeben, es steht nur noch das Kolloquium an und dann ist das Thema Bachelor in Journalismus und Unternehmenskommunikation abgeschlossen – das Thema HMKW jedoch nicht. Ich möchte nämlich im Oktober gleich dort weiterstudieren und einen Master in PR und digitalem Marketing machen. Eine Entscheidung, die überwiegend von meinem Bauchgefühl geleitet wurde – ich fühle mich an dieser Hochschule super wohl und dort habe ich die Möglichkeit, das zu tun, was ich liebe. Bei der Menge an Studiengebühren, die da auf mich zukommen, wurde das Köpfchen dann aber doch lieber mal mit eingebunden und ich habe die letzten 3 Jahre nochmal reflektiert. Das hat mich in meiner Entscheidung allerdings nur bestärkt. Ich dachte, ich teile meine Pro-und-Kontra-Liste mal mit euch – vielleicht ist ja noch jemand auf der Suche nach einem coolen Medienstudiengang.
+ Pro
- Bei „Journalismus und Unternehmenskommunikation“ handelt es sich um einen sehr breit gefächerten Studiengang – man hat damit super viele Möglichkeiten und lernt Disziplinen der Medienbranche kennen, die man vorher vielleicht gar nicht so auf dem Schirm hatte.
- Man hat eigentlich nur DozentInnen mit Praxiserfahrung, die zum Großteil immer noch im Beruf arbeiten – so erfährt man Sachen, die über das, was in den Büchern steht, hinaus geht. Für mich persönlich ist es irgendwie auch sehr inspirierend Menschen kennenzulernen, von denen ich mir was „abgucken“ kann bzw. aus deren Erfahrungen, Einstellungen und Arbeitsweisen ich lernen kann.
- Ich habe diese sehr persönliche Atmosphäre innerhalb der Studiengruppe, aber auch mit den Dozenten und dem Personal der Hochschule sehr geschätzt. Das ist mit der Hauptgrund, warum ich mich immer wieder gegen eine staatliche Uni entscheiden würde.
- Durch die Kontakte der DozentInnen gab es immer coole Kooperationspartner, die es ermöglichen Projekte unter „realen“ Umständen umzusetzen, anstatt sie nur theoretisch zu erarbeiteten. Wir haben beispielsweise ein Kommunikationskonzept für RTL, die Lebenshilfe Bonn und ein Kölner Food-Start-Up entwickelt.
- In einigen Bewertungsportalen habe ich gelesen, dass kritisiert wurde, dass die Organisation an der Hochschule extrem schlecht wäre. Die Erfahrung habe ich persönlich jetzt nicht gemacht, deswegen möchte ich an dieser Stelle die sehr kompetente und hilfsbereite Fachbereichsleitung lobend erwähnen. Die haben eigentlich immer dafür gesorgt, dass Probleme und Unklarheiten schnellstmöglich geklärt werden, weshalb ich mich da eigentlich nicht beschweren kann.
- Man hat viele sehr praxisorientierte Seminare und wenig Frontalunterricht. Das ist mir super wichtig, denn wenn ich jetzt auf das, was ich in den letzten 3 Jahren gelernt habe, zurückblicke, ist hauptsächlich das hängen geblieben, was ich nicht nur gehört, sondern wirklich gemacht habe.
- Damit einher geht der Punkt, dass man wenig Klausuren, dafür relativ viele Referate, Projekte, Hausarbeiten etc. hat. Ich bekomme zwar in Klausuren tendenziell immer bessere Noten, das andere macht mir aber wesentlich mehr Spaß. In der Schule, als es nur darum ging, einen möglichst guten Abschluss zu bekommen, war dieses „lernen-hinschreiben-vergessen“-Prinzip ganz zielführend, aber im Studium geht es mir ja wirklich drum, etwas mitzunehmen, da empfinde ich Lernen für Klausuren meist eher als Zeitverschwendung.
- Allgemein fand ich das Arbeitspensum im Bachelorstudium sehr angenehm – man hat schon immer was zu tun und ich hab auch das Gefühl in den 3 Jahren einiges dazugelernt zu haben, aber es war jetzt nicht so, dass mein ganzes Leben nur aus Uni bestanden hat.
- Was mir sehr gut gefallen hat, war das integrierte Praxissemester mit anschließender Praxisarbeit, die einen super auf die Bachelorarbeit vorbereitet hat. Das war für mich eine ganz tolle Erfahrung (was wahrscheinlich aber auch stark vom Unternehmen abhängt) und ich konnte daraus super viel mitnehmen.
- Zu guter Letzt noch ein positiver Punkt, der klassischerweise nicht in einer Unibewertung enthalten ist, in diesem Semester aber auf jeden Fall hervorgehoben werden muss, und zwar der gute Umgang mit der Corona-Krise. Ich war positiv überrascht wie schnell und problemlos (soweit ich es mitbekommen habe) alles auf Online-Vorlesungen umgestellt und ich persönlich hatte – auch wenn mir Präsenzunterricht lieber ist – nicht das Gefühl, dadurch weniger zu lernen oder Ähnliches.
– Kontra
- Man wartet teilweise sehr lange auf seine Noten – das hat mich persönlich nicht so sonderlich gestört, aber wenn man zweifelt, ob man überhaupt bestanden hat, kann ich mir vorstellen, dass es nervig ist, wenn man das dann manchmal erst ein Semester später erfährt.
- Was mir außerdem aufgefallen ist, ist dass die Modulinhalte teilweise sehr unterschiedlich sind, je nachdem, welche DozentInnen man hat. Beispielsweise hat unser Parallelkurs sich im Rahmen einer Schreibwerkstadt intensiver mit dem journalistischen Schreiben auseinandergesetzt als wir. Andererseits haben wir mehr Projekte zum Thema Unternehmenskommunikation gemacht und da tiefere Einblicke erhalten. In meinem Fall war das jetzt kein Problem, da ich mich eh mehr für die Unternehmenskommunikation interessiere – ich finde allerdings, dass das ausgewogener sein sollte, bzw. dass es da eine bessere Absprache geben sollte.
- Meiner Meinung nach, sind die Module nicht optimal auf die Semester verteilt. Das 3. Semester war zum Beispiel super aufwändig, viele Klausuren, viel Theorie etc. während das 4. wesentlich lockerer war und der Fokus hier auf praktischen Arbeiten lag. Soweit ich weiß, wurde das Problem aber bereits erkannt und die Kurse „Journalismusforschung“ und „Medien- und Kommunikationswissenschaften“, die ich beide im 3. hatte und die beide sehr arbeitsintensiv waren, wurden mittlerweile auf das 3. und 4. Semester verteilt.
- Es kommt schon mal vor, dass man Dozenten hat, denen man wirklich anmerkt, dass sie keine Pädagogen sind. Hier sieht man dann, dass sie super viel Ahnung von ihrem Job haben, es aber nicht schaffen uns dieses Wissen zu vermitteln. Diese Module sind dann hin und wieder sehr chaotisch und manchmal sitzt man da und denkt sich einfach nur „Was will dieser Typ gerade von uns?!“ Hier ist es wirklich ausschlaggebend mit welchen Erwartungen und mit welcher Offenheit man an solche Seminare herangeht.
- Das wohl stärkste Argument gegen dieses Studium ist der Preis. Da muss jeder selber entscheiden, ob es ihm das wert ist und ob das finanziell überhaupt möglich ist.
Ich bin sehr froh, die Möglichkeit gehabt zu haben, dieses Studium zu absolvieren und kann mir nicht vorstellen, dass es mir irgendwo besser gefallen hätte. Von meiner Seite aus also eine große Empfehlung, wobei natürlich jeder da andere Anforderungen, Prioritäten und Erwartungen hat. Falls noch Fragen offen sind, schreibt sie mir gerne in die Kommentare oder über Instagram. An der HMKW kann man sich noch sehr kurzfristig bewerben – hier der Link zur Online-Bewerbung – also überlegt es euch 😉 (Ps. Unbezahlte und komplett freiwillige Werbung, einfach, weil man nicht immer nur meckern sollte, sondern auch mal darüber reden sollte, wenn man mit etwas zufrieden ist.)
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