Das Schulsystem meiner Träume

Neben Pizza mit Ananas und Socken in Sandalen ist das Schulsystem wahrscheinlich eines der am meisten kritisierten Konstrukte unserer Gesellschaft. Die Leute meckern über in den 90er Jahren stehengebliebene Lehrer, eine zu unpersönliche und nicht maßgeschneiderte Betreuung der einzelnen Schüler, sowie über unnötiges Wissen was man vermittelt bekommt und nach der Klausur wieder vergisst. Fragt man die Kritiker dann nach einem besseren Vorschlag, wie man Bildung in unserer Gesellschaft neu gestalten könnte, herrscht meist Stille. Es ist nämlich gar nicht so einfach die riesige Menge an jungen Menschen, die alle unterschiedliche Ausgangspunkte, Interessen und Fähigkeiten haben gleichermaßen gut auf ihre Zukunft vorzubereiten. Man muss sich nunmal auf Inhalte und Lehrmethoden einigen, die als Kompromiss für alle irgendwie funktionieren.

Ich hab vielleicht leicht reden, weil ich in dieses Schulsystem immer reingepasst hab. Ich bin da gerne jeden Tag hingegangen und war, mal mit mehr und mal mit weniger Aufwand, immer mit dem Ergebnis zufrieden. Auch jetzt, knapp 3 Jahre nach meinem Abitur bin ich zufrieden mit der Grundlage, die ich dort bekommen habe und konnte auf diese aufbauen. Ich weiß, dass das nicht jedem so geht. Ich weiß, dass Leute strugglen. Ich bin aber relativ überzeugt davon, dass keine Schulreform dieser Welt etwas daran ändern könnte, dass es Kinder und Jugendliche gibt, die sich ausgeschlossen fühlen, die nicht gerne zur Schule gehen und die keinen Mehrwert daraus ziehen.

Auch wenn es, meiner Meinung nach, unmöglich ist, unser Schulsystem so zu verändern, dass es die Bedürfnisse und Ansprüche von jedem einzelnen erfüllt, heißt das nicht das man auf ewig alles beim Alten belassen sollte. Wenn man das Jahr 2020 mit dem Jahr 2000 vergleicht, ist es schon berechtigt zu kritisieren, dass die Inhalte, die man in der Schule vermittelt bekommt, zum Großteil immer noch dieselben sind. Ich habe oft darüber nachgedacht, was man verändern könnte, um die Schule zeitgemäßer und sinnvoller zu gestalten. Im Folgenden erläutere ich das „Schulsystem meiner Träume“, in der Gewissheit, dass auch das nicht die optimale Lösung ist – weil es die vielleicht auch einfach nicht gibt.

An den Fächern, wie man sie auch jetzt schon in der Schule hat, ist eigentlich gar nichts verkehrt – sie werden, wie ich finde nur zu sehr vertieft. Jeder sollte die Grundlagen der Sprachen, der Mathematik und der Natur- und Geisteswissenschaften kennen. Nicht nur, um ein gewisses Allgemeinwissen aufzubauen, sondern auch, weil diese vielfältigen Einblicke wichtig sind, um herauszufinden, wo die Interessen und Talente der Schüler liegen. Idealerweise hätte man diese Fächer ungefähr bis zur 8. Klasse – wenn wir mal ehrlich sind, hat man das meiste, was danach noch kommt, eh wieder ganz schnell vergessen, weil es im Alltag nie eine Verwendung findet.

Anschließend wäre ich für eine Kombi aus Wahlfächern, um Interessen zu vertiefen und Fächern, die wirklich auf das Leben nach der Schule vorbereiten. Die Schüler könnten 3 der Fächer, in die sie in den Jahren davor Einblicke bekommen haben, auswählen, an denen sie besonders Spaß haben oder die sie für ihre Zukunft als sinnvoll erachten – die Tatsache, dass sie diese Inhalte quasi freiwillig erlernen sorgt ganz automatisch für zusätzliche Motivation. Daneben fände ich es wichtig, dass die Jugendlichen auch Einblicke in die Themen Medien, Internetnutzung, Ernährung bzw. Gesundheit, Umweltschutz, Ethik, Unternehmensgründung sowie Finanzen und Geldanlage bekommen würden. Das sind die Bereiche, in denen ich mir persönlich mehr Input seitens der Schule gewünscht hätte.

Was die Lernmethoden betrifft, finde ich nicht, dass man das allseits verhasste Auswendiglernen komplett aufgeben sollte. Ja, es ist in Zeiten, in denen man jederzeit googeln kann, nicht essenziell riesige Mengen an Wissen in seinem Kopf abzuspeichern. Allerdings sehe ich diese Art des Lernens eher als Mittel zum Zweck – als eine Art Gehirn- oder Ausdauertraining. Zudem sollte aber noch mehr darauf geachtet werden, dass die Schüler das, was sie lernen, auch wirklich verstehen. Eine Reglung, dass immer mindestens 50% einer Klausur aus Fragen bestehen, bei denen Auswendiglernen nicht reicht, sondern man das Wissen anwenden muss, wären hierfür eine ganz gute Lösung.

Zusätzlich sollte man versuchen an der Mentalität der Schüler zu arbeiten. Ich finde es unglaublich schade, dass Bildung in dieser Altersgruppe so unterschätzt und „Streber-sein“ als etwas uncooles abgestempelt wird. Lernen zu dürfen ist ein Privileg und auf irgendeine Weise auch der Sinn des Lebens.


Wie seht ihr das? Was würdet ihr am Schulsystem ändern, wenn ihr könntet?

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