Gestern musste ich bürokratisches Zeug erledigen. Dafür habe ich mir meine Studienbescheinigung aus dem Intranet der Hochschule heruntergeladen. „Praktisch,“ dachte ich, „dass man die mit wenigen Klicks bekommt, ohne irgendwen danach fragen zu müssen“ und kontrollierte schnell, ob alle Angaben richtig sind. Da musste ich bei einer bestimmten Zahl kurz nachdenken: „7. Hochschulsemester“. Manchmal fühle ich mich als hätte ich das Studieren gestern erst bekommen, dabei bin ich laut dieser Zahl eine alte Häsin in dem Uni-Business. Dann habe ich jetzt wohl das Stadium erreicht, in dem ich Studienanfänger*innen Ratschläge geben kann, richtig? Seht es als Tipps oder als reine Unterhaltung… im Grunde werde ich einfach nur nostalgisch auf die letzten 7 Semester zurückblicken und mir überlegen, was ich anders machen würde, wenn ich nochmal am Anfang stehen würde bzw. was ich jetzt im Master schon anders mache als im Bachelor. Man wird beim Studieren nämlich immer schlauer – auch, was die Soft-Skills betrifft.
Weniger „berieseln lassen“, mehr aktiv machen
Das klingt wie ein Tipp, den man von Eltern oder Dozierenden bekommt, aber Vorlesungen bzw. Seminare (bei mir an der Hochschule ist alles eine Mischung aus beidem) machen tatsächlich mehr Spaß, wenn man versteht, worum es geht und sich aktiv beteiligt. Deswegen bereite ich (zumindest die klausurrelevanten) Vorlesungen häufig nicht nur nach, sondern auch vor. Ein kurzer Blick in den Seminarplan, schnell etwas zu dem Thema googeln oder in einem Fachbuch nachlesen und schon geht man mit einer viel besseren Grundlage in diese Veranstaltung, ohne, dass das mit riesigen Aufwand verbunden ist. Zur mündlichen Beteiligung an Seminaren habe ich bereits einen ganzen Blogbeitrag geschrieben – es hat 3 Jahre gedauert, aber mittlerweile ich es für mich normal, Dozierenden eine Antwort auf ihre Frage zu geben, wenn ich denn eine habe und es fühlt sich gut an.
Zum Nerd des eigenen Faches werden
Uni bringt einem viel mehr, wenn man die Informationen in das große Ganze einsetzen kann – wenn man Hintergründe kennt, Zusammenhänge versteht und Praxisbeispiele vor Augen hat. Deswegen kann ich jedem, der auch nur das geringste aufrichtige Interesse an seinem Fachbereich hat, empfehlen sich auch über die Studieninhalte hinaus darüber zu informieren. Dafür kann man branchenrelevante Podcasts hören, Newsletter abonnieren und Fachmagazine lesen. Weil man bei mehreren Onlinemagazinen, die man verfolgen möchte, schnell mal den Überblick verliert, liebe ich die App „Feedly“ – da kann man diese nämlich abonnieren und die neusten Artikel dann immer gesammelt in einer App lesen.
Die Branche kennenlernen und netzwerken
Spätestens an dieser Stelle sollte ich vielleicht anmerken, dass ich diesen Beitrag durch die Medienmenschen-Brille schreibe. Vieles ist natürlich von Fach zu Fach, von Branche zu Branche unterschiedlich. Ich persönlich erachte es zumindest als wichtig, mir einen Überblick über die Branche zu verschaffen, mir Vorbilder zu suchen und sie im positivsten Sinne digital auszuspionieren. Das naheliegendste und meiner Meinung nach auch beste Tool dafür ist natürlich LinkedIn. Eine weitere tolle Möglichkeit, die gerade durch Corona immer öfter entsteht, ist die Teilnahme an Online-Events, -Seminaren, -Kongressen und -Messen. Auch das hilft dabei, die Branche besser kennenzulernen.
Eigene Themen finden und Personal Brand aufbauen
Der Grund warum ich jetzt motivierter und auch überzeugender bin als mein Ersti-Ich ist, weil ich genauer weiß, wo ich hin möchte und wofür ich stehe. Selbstreflexion ist meiner Meinung nach in jedem Bereich des Lebens der Schlüssel zum Erfolg. Um mehr aus dem Studium herauszuholen, fand ich es super hilfreich, herauszufinden, was meine Themen sind und diese in Diskussionen einzubringen und als Grundlage für Projekte, Referate und Abschlussarbeiten zu nutzen. Zum einen gibt das einem die Möglichkeit, sich tiefer in diese Themen einzuarbeiten und zum anderen positioniert man sich damit als Personal Brand. Wenn andere Menschen wissen, wofür man steht, ergeben sich häufig dadurch Chancen.
Praxiserfahrung sammeln
Diesen letzten Punkt… da muss ich mein Bachelor-Ich loben… den habe ich seit dem 2. Semester umgesetzt und habe total gemerkt, wie mich das vorangebracht hat. Für mich war ein Werkstudent*innenjob keine Option, weil mir das zeitlich, glaube ich, in manchen Phasen zu viel gewesen wäre bzw. ich meinem Anspruch ans Studieren damit nicht hätte gerecht werden können. Trotzdem wollte ich Praxiserfahrung sammeln, was ich durch meine freiberufliche Tätigkeit als Social Media Consultant, Content Creator und Texterin sowie auf diesem Blog tun kann. Ich liebe die zeitliche Flexibilität und die Möglichkeit mich auszuprobieren und bin froh, finanziell nicht von diesem Verdienst abhängig zu sein. Egal in welcher Form – ob freiberuflich, ehrenamtlich, als Nebenjob oder in Praktika – Praxiserfahrung hilft einem dabei, das im Studium Gelernte besser zu verinnerlichen und auszubauen.
Kommentar verfassen