Da mindestens 2 Monate eines Jahres für mich als Studentin aus Klausurenphase bestehen, liegt mir sehr viel daran, mir diese Zeit so schön wie möglich zu gestalten. Und damit meine ich nicht (nur), dass ich besonders bunte Textmarker verwende oder in Pausen besonders leckere Snacks esse, um mir das Lernen zu verschönern – vielmehr mache ich es in dieser Zeit zu meiner höchsten Priorität, meine Psyche sauber zu halten. Einerseits, weil ich überzeugt davon bin, dass ich ohne Stress leistungsfähiger bin. Andererseits, weil 2 Monaten, in denen ich mich nicht gut fühle am Ende zwei verschwendete Monate sind und ich den Spaß an meinem Studium und am Lernen allgemein nicht verlieren möchte. Ich bin offensichtlich keine Psychologin, sondern habe in den letzten Jahren intuitiv herausgefunden, was ich brauche, um mein psychisches Wohlbefinden in Klausurenphasen zu pushen. Und zwar:
1. Eine Routine
Dadurch, dass man keine Vorlesungen mehr hat, verliert man schnell mal die Struktur – ich bin aber ein Mensch, der Struktur braucht, um sich wohl zu fühlen. Die hole ich mir zurück, indem ich jeden Tag zur gleichen Zeit aufstehen, mich fertig mache als würde ich das Haus verlassen, geregelte Essenszeiten einhalte und regelmäßige Pausen einlege. Auch Rituale wie Eiskaffee und Nachrichtenpodcast am Vormittag, ein Spaziergang zum Sonnenuntergang oder ein Buch vorm Schlafengehen sind für mich dabei sehr wichtig.
2. Ein Tageshighlight
Routine ist zwar gut, aber wenn jeder Tag über Wochen hinweg genau gleich aussieht, weil man sich mit den identischen Inhalten beschäftigt und man wegen der aktuellen Situation kaum Ablenkung hat, dann ist das für die Psyche, meiner Meinung nach, auch nicht optimal. Deswegen überlege ich mir für jeden Tag etwas, was anders ist als an den anderen Tagen und was bei mir eine Vorfreude hervorruft: Beispiele aus den letzten Wochen waren unter anderem Zimtschnecken backen, ein kleines Fotoshooting in meiner Wohnung, ein Room Makeover von meinem Schlafzimmer, zum Spazieren an den Rhein fahren oder auch Facetime Verabredungen.
3. Einen Feierabend
Vor dem Schlafengehen nehme ich mir mindestens eine Stunde, in der ich nichts mehr mache, was irgendwas mit meinem Studium oder der Arbeit zu tun hat. Idealerweise sind es aber sogar 3 bis 4 Stunden. Um mir das guten Gewissens zu erlauben und dann auch wirklich abschalten zu können, braucht mein Kopf zwei Dinge: Erstens, das Gefühl „fertig“ zu sein und zweitens das Gefühl, mit allem gut in der Zeit zu liegen. Deshalb sind ein langfristiger, konkreter Zeitplan und ein fixes tägliches Lernpensum für mich unverzichtbar.
4. Abwechslung
Mir tut es total gut, wenn das Lernen kein monotones 10-Stunden-vor-Skripten-Sitzen ist. Deshalb sorge ich mit verschiedenen Medien für etwas Abwechslung: Bücher, Podcasts, selbst aufgenommene Audios, Erklärvideos, Dokus, … – je nach Thema findet man da echt viel. Und dabei lernt man eben nicht nur das, was man unbedingt wissen muss, sondern macht sich wirklich mit dem Thema vertraut – wenn man das, was man lernen muss dann besser in das große Ganze einordnen kann und vielleicht auch Praxisbezüge kennenlernt, wird der ganze Prozess automatisch viel angenehmer.
5. Einen „get shit done day“
Man hat beim Lernen manchmal ja so ganz bestimmte Themen/Seiten/Kapitel, bei denen man einfach nicht voran kommt, weil man zum Beispiel den Inhalt, den Zusammenhang oder den Sinn nicht versteht. Mich bringt sowas dann immer total aus dem Flow, sodass ich mir mittlerweile angewöhnt habe, wenn ich nicht voran komme, nicht ewig dort hängen zu bleiben, sondern das auf einen „Get Shit Done day“ zu schieben – also ein Tag, an dem ich mich nur um die Dinge kümmere, auf die ich eigentlich so gar keine Lust habe. So kommt man bei den „unkomplizierteren“ Themen schneller voran und kann das andere an einem Tag gebündelt abarbeiten – damit verfolge ich so ein bisschen dieses Pflaster-Abzieh-Prinzip: kurz und schmerzhaft.
6. Bewegung
Damit erzähle ich euch wahrscheinlich nichts Neues, aber: Bewegung ist gut für Körper und Geist. Ich unterschätze das auch immer wieder und wenn ich mich dann auf einmal ohne erkenntlichen Grund total antriebslos fühle, merke ich erst dass ich mich davor weniger bewegt habe. Was ich täglich versuche zu integrieren sind zwei kurze Spaziergänge von etwa einer halben Stunde und mindestens 10 Minuten mit meinem 1,2Kg Hula Hoop – dazu muss ich mich nicht überwinden, sondern das hat einen dreifachen Effekt: Die Vorfreude davor, das Abschalten währenddessen und das gute Gefühl danach.

7. Meditation und Journaling
Ich finde es schwierig, das Thema Psychohygiene zu behandeln, ohne irgendwo ein bisschen ins Spirituelle abzurutschen, denn für mich gehört das irgendwo zusammen. Vielleicht gerade weil es so sehr im Kontrast zu meiner eigentlich sehr strukturierten und rationalen Handlungsweise steht, mich in dem Moment meinen Emotionen völlig hinzugeben. Das ist für mich ein sehr wichtiger Ausgleich, ganz besonders in Lernphasen. Geführte Meditationen und Free Writing (also mich vor ein leeres Blatt Papier zu setzen und ohne Plan drauf los zu schreiben) funktioniert für mich am besten und ist mal mehr und mal weniger fester Bestandteil meines Alltags. Das steht an dieser Stelle stellvertretend für jegliche Methoden, sich aktiv mit seiner Psyche auseinanderzusetzen – das ist auch in stressigen Phasen sehr gut investierte Zeit.

8. Musik
Wenn es darum geht, mir den Alltag schöner zu gestalten, darf Musik nie fehlen. Leider verfüge ich nicht über die Fähigkeit, mit „normaler“ Musik (also der Musik die ich sonst so höre) zu lernen, weil mich der Text ablenkt, aber klassische Musik mag ich beim Lernen – je nach Stimmung – sehr sehr gerne! Außerdem gibt es, meiner Meinung nach keine bessere Beschäftigung in Pausen als mit guter Musik durch die Wohnung zu tanzen.
9. Ein positives Mindset
So sehr ich es auch liebe zu studieren, für Klausuren bzw. mündliche Prüfungen zu lernen gehört wirklich zu den Aufgaben, die mir am wenigsten Spaß machen. Ich würde jederzeit lieber 10 Hausarbeiten schreiben als für 2 Klausuren zu lernen … man kann es sich aber leider nicht aussuchen. Ich könnte jeden morgen aufstehen und mir sagen, wie sehr ich es hasse, tue ich aber nicht. Stattdessen lege ich meinen Fokus auf das Positive – auf die Möglichkeit studieren zu können und darauf, wie interessant ich die Inhalte an sich finde, wie ich sie in der Praxis anwenden kann usw.
10. Selbstreflexion
Ich finde es super wichtig, in der Klausurenphase nicht zum Hamster im Hasterrad zu werden, der vor sich hin rennt, ohne nach links und nach rechts zu schauen. Vielmehr versuche ich immer zu reflektieren, was gut und was schlecht läuft, wie effizient ich bin und wie ich mich dabei fühle. Es ist ganz normal, dass man an manchen Tagen mehr Energie hat, motivierter oder konzentrationsfähiger ist als an anderen Tagen. Da beobachte ich einfach meine Gedanke und passe mein Verhalten an: mache längere oder kürzere Pausen und Lernphasen, setze inhaltliche oder zeitliche Lernziele, lerne durch Lesen oder durch Aufschreiben usw.
Was tut ihr in Klausurenphasen für euer psychisches Wohlbefinden?
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