Mein Jahresrückblick in Zitaten

Chaos in der Welt vs. Frieden in meinem Inneren, Weltschmerz vs. persönliches Glück, Lockdown vs. neue Normalität, Stillstand vs. persönliches Wachstum – auf diese von Ambivalenz geprägten letzten Monaten wird heute zurückgeblickt. Da 2020 sprengt meine sprachlichen Kapazitäten, bediene ich mich der Worte kluger Menschen, um meine Gedanken zu unterstreichen und zu sortieren.

„Life is what happens while you’re busy making other plans.“ – John Lennon

Ich bin jemand, der immer schon ein genaues Bild von der nahen Zukunft im Kopf hat. Ich brauche dieses Gefühl, auf das was kommt vorbereitet zu sein und Vorfreude ist für mich die schönste Freude. Das hat mir Corona dieses Jahr genommen. Mein letztes Bachelorsemester, mein erstes Mastersemester, meinen Abschluss, den Sommer, Weihnachten, … alles hat in meiner Vorstellung völlig anders ausgesehen. Auch wenn alles am Ende trotzdem schön war, hat 2020 mir auf schonungslose Art und Weise gezeigt, wie begrenzt unsere Kontrolle am Ende doch ist.

„It takes great courage to see the world in all its tainted glory and still to love it.“ – Oscar Wilde

Ich kann gar nicht oft genug betonen, dass ich mir meiner Privilegien bewusst bin und mich gar nicht beschweren möchte, weil ich weiß, dass andere um Welten härter von der Pandemie getroffen wurden. Doch auch wenn ich ein relativ normales Leben weiterleben konnte, es mir und den Menschen um mich herum gut ging, hat mich alles was dieses Jahr passiert ist, nicht kalt gelassen. Der Anschlag in Hanau, Corona, der Tod von George Floyd, die Querdenkerdemos, die Proteste in Belarus, die Attentate in Wien und Trier, … – diese Liste könnte man endlos fortführen. Sowas hat es die Jahre davor auch gegeben, aber noch nie zuvor hat es sich für mich so nah angefühlt. Noch nie zuvor hatte ich das Gefühl, dass die ganze Welt gleichzeitig eine solche Last auf sich trägt. Trotzdem seh ich noch immer das Gute, glaube, dass es besser wird und bin motiviert, in dem Maß wie es mir möglich ist, zu diesem „besser“ beizutragen.

„With freedom, books, flowers, and the moon, who could not be happy?“ – Oscar Wilde

Mit diesem Spruch schaffe ich, denk ich, einen perfekten Übergang vom Leid in der Welt zu meinem rosaroten Mikrokosmos. Auch wenn 2020 mich nachdenklich gemacht hat und ich lernen musste (als Kontrollfreak) mit Kontrollverlust umzugehen, war es für mich persönlich ein sehr glückliches Jahr. Ich hatte sehr viel Zeit, zu tun was ich liebe und mich selber zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Ich habe große Freude an den kleinen Dingen gehabt – am Lesen, am Schreiben, am Spazieren, am Meditieren, … Auch wenn der Big Moment, auf den ich dieses Jahr hingefiebert hatte – diesen Absolventinnenhut bei der Abschlussfeier hochzuschmeißen – nicht stattfinden konnte, hatte ich unendlich viele Small Moments, die 2020 für mich, in meiner kleinen Welt, zu einem tollen Jahr gemacht haben.

„What is done with love is done well.“ – Vincent Van Gogh

Wie könnte ich auf 2020 zurückblicken und meine Bachelorarbeit außenvorlassen. Es war für mich, ob man das jetzt nachvollziehen kann oder nicht, ein Highlight. Nicht die Note (zumindest nicht nur haha), sondern der Prozess des Schreibens. Auch wenn ich weiß, dass mein Gedächtnis mich da teilweise austrickst, weil es natürlich auch „unschöne“ Momente – Stress, Zweifel, Überanstrengung – gab, habe ich diese Zeit als super schön in Erinnerung. Ich hatte so Spaß am Recherchieren, am Schreiben sowieso, habe den Austausch mit meinen Betreuer*innen extrem geschätzt, habe super viel gelernt, hatte ständig kleine Erfolgserlebnisse, konnte kreativ arbeiten und mir meinen Alltag sehr frei gestalten. Mein Interesse sowohl an Fair Fashion und Content Marketing als auch am wissenschaftlichen Arbeiten ist in der Zeit stetig gewachsen und ich habe dadurch ein bisschen mehr herausgefunden, wo ich hin möchte. Auch wenn das eigentlich nicht meiner ehrgeizigen Natur entspricht, habe ich bis zum Tag des Kolloquiums nicht ernsthaft über die Note nachgedacht. Das war zu keinem Moment mein Fokus. Ich hatte mir da auch kein wirkliches Ziel gesetzt, sondern das Ziel lag in der Arbeit an sich – ich wollte meine Forschungsfrage zu meiner Zufriedenheit beantworten, ich wollte was lernen und das Thema nach vorne bringen. Dass die Arbeit mit einer 1.0 bewertet wurde, macht mich im Nachhinein natürlich unendlich froh, weil es einfach eine riesige Wertschätzung ist. Mein Learning aus der Zeit ist, dass ich Dinge am besten mache, wenn ich mit Leidenschaft an die Sache herangehe und mich nicht von einer extrinsischen Motivation oder meiner Verbissenheit leiten lasse.

„You can never be overdressed or overeducated.“ – Oscar Wilde

Ich hab 2020 mehr Bücher gelesen als jemals zuvor in meinem Leben (außer vielleicht in meiner Wilden-Hühner-Phase), ich hab Trash-TV zu 99% durch die ARD-Mediathek ersetzt, stundenlang Podcasts gehört, Fashion-Youtuber durch informativere Formate auf der Plattform ersetzt, mein Blinkist- und Audible-Abo ausgiebig genutzt. Ich liebe es zu lernen und das ist, glaube ich auch das, was mich im Lockdown vor einem Gefühl der Sinnlosigkeit bewahrt. Damit hätten wir das „overeducated“ geklärt, aber ob „you can never be overdressed“ das richtige Motto für ein Jahr im Home Office ist? Für mich schon. Ich habe in den vergangenen Monaten genauso viel Zeit in mein Make-Up, meine Nägel, meine Haare und meine Outfits gesteckt wie in den Jahren davor. Das hat mir ein Gefühl von Normalität und meinem Alltag eine Struktur gegeben. Außerdem habe ich super viel Spaß an sowas und mag es, mir selbst mit meinem Anblick eine Freude zu machen, wenn ich zuhause am Spiegel vorbei laufe oder mich in dem Zoom-Fenster sehe. 2020 war das Jahr um zu verinnerlichen, dass man sich nicht für andere, sondern für sich selbst zurecht macht – wenn man denn Spaß daran hat, ansonsten ist ungeschminkt sein und Jogginghose natürlich völlig fein.


2020 war anders als die letzten Jahre und anders als wir es uns vorgestellt hatten – in dem Punkt sind wir uns, glaube ich, alle einig. Und trotzdem hoffe ich, dass es für euch kein sinnloses Jahr war, sondern dass ihr mit schönen Erinnerungen und Erkenntnissen in das neue Jahr startet. Ich würde mich freuen, wenn ihr mir in die Kommentare schreibt, was ihr aus dem Jahr mitgenommen habt – gerne auch welches Zitat 2020 für euch am besten beschreibt 🙂

Eine Antwort zu „Mein Jahresrückblick in Zitaten”.

  1. Ich glaube, mein Zitat (oder Spruch, weil es glaubs kein Zitat ist) wäre “ n’oublie pas de vivre“.
    Ich habe durch Corona, genau wie du keinen wirklichen Abschluss feiern können und statt grossem Apéro gab es nur eine Sektflasche auf die Hand. Die ersten paar Monate, befand ich mich wie in einem Schockzustand. Ich konnte gar nicht realisieren, was da genau um mich herum momentan passiert und war völlig überfordert. Ich habe da dann wirklich mehrere Wochen keine sozialen Kontakte gehabt, weil ich irgendwie einfach nicht klar kam mit Allem.

    & dann führte ich ein ausgiebiges Gespräch mit einer Freundin, in dem ich ihr meine Probleme offen hinlegte. Wir kamen dann, weil sie grosser Fan von toll klingenden Sprüchen ist, auf den oben genannten.
    Seit dem Tag, habe ich mir zumindest Mühe gegeben, trotz Corona weiterzuleben und mein Leben nicht im standby Modus zu halten. Der Spruch als ständiger Begleiter, mit der netten Aufforderung, mein Leben weiter zu leben und geniessen. Das macht ihn zu meinem Jahresrückblicksspruch.

    Ganz herzliche grüsse🤍

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