Liebes 19-jähriges Ich,
in nur wenigen Wochen wirst du nach Köln ziehen und anfangen zu studieren – bist du excited? Einerseits ja, andererseits bist zu gerade viel zu sehr damit beschäftigt, den Schrott, den du über die Jahre angesammelt hast zu sortieren und in Kisten zu packen und zwischendurch rumzutelefonieren und Papierkram zu erledigen. Was lernen wir daraus? Erstens, wäre ein minimalistisches Leben vielleicht doch ganz praktisch und zweitens, herzlichen Glückwunsch, du bist nun erwachsen, deine Eltern übernehmen keine Anrufe mehr für dich und es ist an der Zeit, dich mit deiner Telefonphobie auseinanderzusetzen. Viel Glück dabei, Girl!
Wenn es dich beruhigt, kann ich an dieser Stelle Entwarnung geben: In 3 Jahren wirst du weniger Konsumopfer und viel mehr Öko sein. Du wirst das Telefonieren nicht lieben, aber dein Puls wird dabei in einem gesunden Rahmen bleiben. Du wirst endlich ein Hobby finden und einen Weg, mit dem was du liebst Geld zu verdienen. Du wirst in einer Stadt, in der du gerade noch niemanden kennst, Herzensmenschen finden. Du wirst das Alleine-Leben lieben und Köln wird sich wie Zuhause anfühlen. Wenn du bisher dachtest, du führst dein Traumleben, dann mach dich bereit für das was jetzt kommt!
Gerade was dein „Bildungsleben“ betrifft, denkst du gerade, es könne nur schlechter werden. Ja, deine Schulzeit war toll – aber Uni wird noch besser, ich versprech’s dir! Nur möchte ich dir (und den paar Augen, die hier gerade mitlesen) ein paar Tipps mit auf den Weg geben, die dir dabei helfen werden, mit dem richtigen Mindset an das Ganze heranzugehen.
Seh dein Studium nicht als gestellte Weiche, sonder als Möglichkeit, herauszufinden, wo du später hinmöchtest. Gerade Bachelorstudiengänge sind in den meisten Fällen dann doch so breit ausgelegt, dass man damit unendlich viele Berufsmöglichkeiten hat. Mache dir keinen Druck, wenn du am Anfang (oder auch am Ende) deines Studiums noch nicht ganz genau weißt, wie dein Berufsalltag später aussehen soll. Durch die verschiedenen Module wirst du Einblicke in die verschiedensten Bereiche bekommen und vielleicht Jobs lieben lernen, von denen du jetzt gerade noch nicht mal weißt, dass sie existieren. Natürlich ist es gut, einen Plan zu haben und eine Leidenschaft für den Fachbereich, für den man sich entscheidet zu haben, die wichtigste Voraussetzung, aber ich kann dir nur empfehlen, mit einer gewissen Offenheit an die Sache heranzugehen. Du hast dich für Journalismus und Unternehmenskommunikation entschieden, weil du deine Zukunft in der redaktionellen Arbeit siehst, dich aber nicht zu sehr festlegen wolltest. „Unternehmenskommunikation“ klang cool, ein genaues Bild hattest du davon nicht, aber guess what, dass ist genau der Bereich, wo du jetzt schlussendlich hinmöchtest.
Was du im Studium lernst ist die eine Sache, was du daraus machst ist die andere. Du solltest nicht mit der Erwartung in dein Studium hineingehen, dort als Profi herauszukommen. Ich denke, dass man mit dieser Herangehensweise nur enttäuscht werden kann. Das, was man im Studium lernt – theoretisch sowie durch die praktische Anwendung – ist immer nur eine Grundlage, auf der du aufbauen kannst. Ich bin froh, dass ich einen Teil meiner Freizeit in den letzten 3 Jahren genutzt habe, um mich auszuprobieren. Ich habe das, was ich in der Uni gelernt habe genommen und darauf eigene Projekte aufgebaut, die er mir erlaubt haben, Erfahrungen zu sammeln, herauszufinden was ich kann und mag und was nicht und neue Kompetenzen dazuzugewinnen. Ich bin der Meinung, dass man mich jetzt in die Arbeitswelt entlassen könnte und ich Unternehmen einen Mehrwert bieten könnte – zum Teil durch mein Studium, zum Teil aber auch durch das, was ich mir ganz nach dem Motto „learning by doing“ angeeignet habe. Also bitte, verliere niemals deinen Ehrgeiz und nutze deine freie Zeit, um deinen Zielen näher zu kommen!
Ich denke, das ist das was du jetzt hören musst. Ich kenne dich und weiß, dass man dir nicht sagen muss, dass du bitte immer deine Rechnungen pünktlich bezahlen und mit Hausarbeiten frühzeitig anfangen sollst. Genauso muss ich dir nicht predigen, dass du regelmäßig aufräumen, meditieren, Tagebuch schreiben und Sport machen sollst – du weißt, dass dir das gut tut und wirst es trotzdem nur Phasenweise machen. Und das ist okay. Du machst das alles eigentlich ganz gut!
In Liebe,
dein 22-jähriges Ich.
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