Wie ich mit der „Quarantäne“ umgehe

Als ich vor 3 Jahren in der Schule saß und mich für meine französische Abiprüfung  mit dem Buch „la peste“ von Albert Camus beschäftigte, hätte ich nie gedacht, dass ich diesen Blogartikel mal schreiben würde. Zum einen, weil ich nicht geglaubt hätte, dass ich das mit dem Bloggen mal konsequent durchziehe und zum anderen, weil ich nicht geglaubt hätte, dass die Zustände, die Camus dort schildert, hier mal in abgewandelter Form eintreffen würden. Doch nun sitze ich hier, in einer Zeit, in der Zuhause bleiben und soziale Kontakte vermeiden das einzig Richtige, was man tun kann, ist und versuche, mir die Zeit sinnvoll zu vertreiben.

Eigentlich könnte man glauben, dass die aktuelle Situation für mich als leidenschaftlicher Introvert, Alleine-Zeit-Verbringer und Zuhause-Produktiv-Seiender das reinste Paradies ist. Jetzt wo das alles nicht mehr meine persönliche Wahl, sondern Pflicht ist, find ich das ganze aber gar nicht mal so toll. Mein größtes Problem besteht darin, nicht zu wissen, wann das ganze Vorbei ist – ich bin ein Mensch, der immer gerne vorausplant und genau das war, glaube ich, noch nie weniger möglich als zu diesem Zeitpunkt. Und trotzdem habe ich nicht vor, die nächsten Wochen damit zu verbringen, mich über die Situation aufzuregen. Stattdessen möchte ich versuchen, das Beste aus der (hoffentlich nicht all zu langen) Zeit herauszuholen!

Das ist die Zeit, die wir uns immer gewünscht haben…

Wie oft waren wir in stressigen Phasen und haben uns einfach nur mehr Zeit gewünscht. Zeit für sich selbst, für vernachlässigte Hobbies und aufgeschobene Pflichten. Hier ist sie – nicht in der Form wie wir uns sie vorgestellt haben und trotzdem kann sie sehr wertvoll sein, wenn wir sie dann nicht für negative Gedanken verschwenden.

Wir können die kommenden Wochen nutzen, um die Dinge zu tun, für die wir in unserem „normalen“ Alltag nicht ausreichend Zeit und/oder Energie haben. Ich persönlich möchte diese „extra Zeit“ nutzen um

  • mal wieder digital zu zeichnen. Das mache ich super gerne, aber mir fehlt oft die Ruhe dafür, wenn ich davor und danach einen strikten Zeitplan habe, an den ich mich halten muss.
  • viel zu schreiben. Tagebuch schreiben mache ich zwar schon regelmäßig, aber mit recht großen Zeitabständen – gerade meine Gedanken in dieser besonderen Phase sollte ich für mein Zukunfts-Ich festhalten. Auch bloggen kann ich in dieser Zeit super viel, was mir nicht nur die Möglichkeit gibt, mich kreativ auszuleben, sondern so kann ich auf dem Blog auch schonmal für stressigere Phasen vorsorgen.
  • hin und wieder was zu backen. Ich bin da echt kein Pro, aber habe schon sehr viel Spaß daran und gerade in Zeiten, in denen man nicht oft einkaufen geht, ist das ne super Lösung.
  • auszumisten – besonders digital. Mein Handy und mein Laptop sind ein einziges durcheinander und jetzt habe ich endlich mal die Zeit, die tausenden Dateien durchzugehen und zu ordnen.
  • mehr zu lesen. Schon seit Beginn meiner Semesterferien bin ich total im Lesefieber und das würde ich gerne beibehalten.

Struktur ist das A und O

Mir ist es total wichtig auch jetzt, wo man gefühlt unendlich viel Zeit zur Verfügung hat, nicht einfach in den Tag hineinzuleben. Ich stehe nach wie vor zwischen 7:30 und 8:15 Uhr auf und habe gewisse Routinen. Auch mein Bullet Journal führe ich weiterhin. Momentan mache ich es so, dass ich meine Woche so plane, dass ich das Gefühl habe, ich schaffe viel, aber ich gleichzeitig auch einfach von der zusätzlichen Freizeit profitieren kann. Ich schreibe mir für jeden Tag einen Fokus auf, also einen Bereich, an dem ich an dem jeweiligen Tag arbeiten möchte. Dazu gehören für mich momentan:

  • die Vorbereitung des kommenden Semesters (ab April dann auch Online-Vorlesungen und Nacharbeitung)
  • die Themenrecherche für meine Bachelorarbeit
  • mein Blog
  • Social Media Posts, die ich für ein Start Up, mit dem ich jetzt schon länger zusammenarbeite, verkaufe
  • Texte, die ich über Textbroker verkaufe
  • Weiterbildung über bestimmte Themen (durch Dokus, Blinkist, Bücher oder sonstiges) wozu ich mir dann Notizen aufschreibe
  • Organisatorisches, Papierkram, Ausmisten

Zusätzlich schreibe ich mir meine Wochenziele auf – also die Dinge, die unbedingt erledigt werden. An den einzelnen Tagen habe ich meist keine Konkrete To Do Liste, sondern arbeite einfach an dem jeweiligen Bereich, so viel wie es sich gut anfühlt und habe dabei natürlich die Wochenziele im Auge. Was ich aber täglich mache, ist eine Done-Liste führen – so habe ich vor Augen, was ich mit meiner Zeit mache und merke, dass ich auch an unmotivierten Tagen, wenigstens ein bisschen was geschafft habe. Damit fahre ich ganz gut, das ist für mich der perfekte Mittelweg aus Struktur, Produktivität und Slow Living.

Mein Trash-Herz erblüht

Ich hatte in den vergangenen Monaten die Tendenz, die Art und Weise, wie ich in meiner Freizeit für Unterhaltung sorge zu überdenken. Ich bin Influencern, bei denen es zwar viel Gossip, aber keinen wirklichen Mehrwert gab, entfolgt. Ich habe Bücher gelesen, statt Fernsehen zu schauen. Habe alle trashigen Youtuber entabonniert und stattdessen angefangen mir Dokumentationen und sonstige journalistisch hochwertige Produktionen anzuschauen. In dieser Zeit merke ich, aber dass ich genau an dem, was ich vor Kurzem noch vermeiden wollte, wieder großen Gefallen gefunden habe. In einer Zeit, in der wir 24/7 von schlechten Nachrichten umgeben sind und die Stimmung überall doch ein wenig betrübt ist, finde ich es absolut in Ordnung, und für mich persönlich sogar sehr wichtig, mir Dinge anzuschauen, die einen kurz die aktuelle Lage vergessen lassen und einem diese Leichtigkeit zurückgeben. Dafür nehme ich gerne in Kauf, dass hierbei die ein oder andere Gehirnzelle drauf geht. Unter „normalen“ Umständen empfinde ich Inhalte, die mich nicht unbedingt inspirieren oder motivieren und bei denen der Lernfaktor auch nicht wirklich vorhanden ist häufig als Zeitverschwendung. Zeit habe ich aber aktuell mehr als ich brauche und ich finde es sehr sinnvoll sie in etwas zu investieren, was mich bei Laune hält.

Corona ist nicht das Ende der Welt

Ich gehöre nicht zu denjenigen, deren Existenz durch diese Krise gefährdet ist und *drei Mal auf Holz klopf* meine Liebsten und ich sind gesund. Solange das der Fall, ist habe ich keinen Grund, mich für diese Situation zu bemitleiden. Natürlich hat die Pandemie Pläne von mir durchkreuzt und sowohl jetzt als auch in den kommenden Monaten laufen Dinge anders, als ich sie mir an Neujahr vorgestellt und gewünscht hab. Genauso schenkt sie mir aber auch neue Chancen. Irgendwann werden wir verstehen, wozu das alles gut war. Ehrlich gesagt sehe ich schon jetzt, neben den Katastrophen die es anrichtet, positive Auswirkungen: die Natur hat Zeit zu heilen, die Menschen haben Zeit um Nachzudenken. Ich bin gespannt, wie sich unsere Gesellschaft, unsere Politik und unsere Mentalität durch die Krise verändern wird und erahne Gutes.

Vorfreude ist die schönste Freude!

Das hier wird nicht ewig anhalten – vielleicht länger als wir es uns wünschen, aber nicht ewig. Ich freue mich auf meine Freunde, auf Köln, auf einen geregelten Alltag, auf Familienfeste, auf draußen Fotos machen, auf Nachmittage in der Stadt oder im Park, auf Essen in Restaurants und all das wird bald wieder möglich sein, und wir werden es mehr genießen können als je zuvor. Das hier stellt meine nicht vorhandene Geduld auf die Probleme – und vielleicht ist auch das sogar mal ganz gut.


Bleibt gesund und bleibt positiv 🙂

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