Ich habe vor kurzem das Buch „die Kunst ein kreatives Leben zu führen“ von Frank Berzbach gelesen und empfand es als sehr relevant unsere Gesellschaft im Allgemeinen und für uns Millennials im Speziellen. Der Autor geht in den 7 Kapiteln auf die Schwierigkeiten ein, mit denen man als „Kreativer“, im weitesten Sinne, in der heutigen Welt konfrontiert wird. Er entwickelt ein Konzept der Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit, Kreativität, zwischenmenschlichen Beziehungen, Selbstverwirklichung und Spiritualität – alles mit Hilfe von einem gesunden Maß an „Achtsamkeit“. Zwar habe ich durch dieses Buch keine komplett neue, lebensverändernde Erkenntnis gewinnen können und trotzdem habe ich es sehr gerne gelesen und würde es auch jedem empfehlen. Im Grunde wissen wir, wie es funktioniert und trotzdem müssen wir manchmal nochmal vor Augen geführt bekommen, worauf es ankommt. Folgende 7 Punkte aus dem Buch würde ich gerne nochmal unterstreichen …
1. Unsere kreative Arbeit muss nicht unseren Lebensunterhalt sichern.
Im Prinzip hört sich die Idee, sein Hobby zum Beruf zu machen erstmal ganz attraktiv an – es hat aber auch Nachteile. „Es ist ein großer Unterschied, ein Bild zu malen, einen Text zu schreiben oder eine Fotoserie zu schießen, weil man eigene Vorstellungen umsetzen will oder weil davon die Miete des laufenden Monats bezahlt werden muss.“ Dieser Gedanke ist für mich sehr relatable. Ich möchte zwar einen Beruf, in dem ich kreativ arbeiten kann, aber mir ist es wichtig nebenbei Hobbies zu haben, in denen ich meine Ideen, komplett gelöst von jeglichem Profitgedanken, umsetzen kann. Eine hauptberufliche Selbstständigkeit mit meinem Blog wäre aus diesem Grund – wenn es rein hypothetisch finanziell denn möglich wäre – für mich zum Beispiel nicht erstrebenswert. So weist der Autor darauf hin, dass einige erfolgreiche Schriftsteller weiterhin in ihrem „normalen“ Beruf, beispielsweise als Lehrer oder Programmierer, geblieben sind. (Vgl. Berzbach: 2018: 39)
2. Es ist wichtig, alleine sein zu können – ganz alleine.
Schon in einem meiner ersten Beiträge auf diesem Blog habe ich erklärt, wieso ich gerne alleine wohne – ich bin einfach generell ein Mensch, der die Zeit mit sich selbst sehr genießt und daraus Energie und Kreativität schöpft. Aber auch ich neige dazu, auch in der Zeit, in der ich eigentlich alleine bin, ständig eine mediale Begleitung zu haben: Fernsehen, Musik, Podcasts, Hörbücher, Whatsapp. Der Autor plädiert auf mehr Stille in unserem Leben und verweist dabei auf die Phasen des Schweigens, die es in jeder Weltreligion gibt und die sogenannten „Quiet Gardens“: Ruhezonen, in denen es nur eine einzige Anweisung gibt: „Don’t just do something, sit there.“ (Vgl. Berzbach: 2018: 84)
3. Unser Gehirn kennt leider keinen natürlichen Ruhezustand.
Ich glaube, jeder kennt das: In stressigen Phasen sehnt man sich die Freizeit, in der man einfach nur nichts tun kann, herbei, doch ist sie dann da, stellt dieser Zustand einen dann doch irgendwie nicht so sehr zufrieden wie erwartet. „Freiheit zu haben, bedeutet leider nicht automatisch, die verdiente Freiheit positiv zu erleben.“ Bevor unser Gehirn sich langweilt, fängt es lieber an nach Problemen zu suchen. (Berzbach 2018: 114 ff.)
Was mir dabei hilft, das Nichts-Tun zu 100% genießen zu können, ist das Schreiben. Wenn ich alle Ideen und To Dos in meinem Bullet Journal festgehalten habe, kann ich mich entspannt zurücklehnen und weiß, dass ich alles im Griff habe und die Aufgaben nach meiner wohlverdienten Pause in Ruhe angehen kann. Sonstige Gedanken und Gefühle halte ich in meinem Tagebuch fest und wenn dann doch noch ein Thema in meinem Kopf aufkommt, wo ich glaube, etwas Sinnvolles zu beitragen zu können, setze ich mich an meinen Laptop und schreibe einen Blogpost – ob der veröffentlicht wird oder nicht spielt in dem Moment keine Rolle. Alles was auf dem (digitalen) Papier steht ist raus aus meinem Kopf.
4. Glückliche Menschen sind kreativer.
Auch ich hatte in meinem Kopf immer das Bild von dem depressiven Künstler, dem trauernden Poeten und dem Songwriter, dem das Herz gebrochen wurde – ich glaubte, dass aus Leid die tollsten Kunstwerke entstehen können. In manchen Bereichen mag das der Fall sein – gerade wenn dadurch diese Emotionen an den Betrachter, Leser oder Hörer übertragen werden sollen – aber genauso können diese negativen Gefühle auch lähmend wirken. Der Autor bezieht sich auf psychologische Studien um zu belegen, dass Glück die kognitive Flexibilität und damit die Schöpferkraft steigert. Glückliche Menschen sind kreativer. Und wie glücklich jemand ist, so hat die Glücksforschung herausgefunden – ist nur zu 10% von äußeren Umständen und zu 90% davon, wie wir die Welt sehen abhängig. (Berzbach 2018: 134 ff.)
5. Auch Kreative müssen üben.
Wenn man an Kreativität denkt, denkt man vielleicht an ein angeborenes Talent, doch dem ist nicht so. Erst durch das Üben entsteht eine gewisse Monotonie, die es der Inspiration erlaubt, so richtig zu fließen, da der Kopf sich nicht mehr auf den „handwerklichen“ Aspekt – zum Beispielen das Zeichnen, das Nähen oder das Schreiben – konzentrieren muss, sondern den Fokus ganz auf die Entwicklung von Ideen legen kann. Je öfter wir etwas machen, desto leichter wird es uns fallen, dabei kreativ zu sein. Deswegen sollten wir uns nicht davon entmutigen lassen, dass erste Entwürfe von Texten, Liedern, Bildern, Gedichten, Designs, Kommunikationsstrategien nicht unbedingt die besten sind, sondern einfach weitermachen. (Berzbach 2018: 156)
6. Glücklich durch Gehen – Gehen ist Meditation.
Der Autor betont, wie sehr Spaziergänge unser Glücklichsein und unsere Kreativität fördern. Das ist etwas, was ich schon immer schon intuitiv, ohne die psychologischen Hintergründe zu kennen, gemacht habe. Um irgendwo hinzukommen, ziehe ich eine Bahn-, Fahrrad- oder Autofahrt einem Fußmarsch immer vor. Paradoxerweise gehe ich aber gerne spazieren – während Schulzeiten hat ein abendlicher Spaziergang durch den nahegelegenen Wald zu jedem Tag für mich dazugehört und auch in Köln sind regelmäßige Runden um den Block oder Sonntagsspaziergänge am Rhein ein Muss. Hierbei habe ich kein räumliches Ziel, sondern gehe, um zu gehen und das ist für mich wie meditieren. (Berzbach 2018: 138)
7. Wir sollten mehr Tee trinken – und anders.
Ich hab schon immer gerne Tee getrunken – zu der kalten Jahreszeit gehört das für mich einfach dazu. Allerdings war es für mich bisher immer nur ein Getränk – es ging mir um die Wärme und den Geschmack. Der Zen-Buddhismus sieht das Tee-Trinken als meditatives Ritual, welches unserem unruhigen Geist im stressigen Alltag eine Entlastung bietet. Tee sollte nicht nebenbei getrunken werden und in einer Tee-Pause hat kein Smartphone etwas zu suchen. „Wasser kochen, Tee bereiten und ihn trinken. Nichts sonst.“ (Vgl. Berzbach 2018: 192 ff.)
Quelle: Berzbach, Frank (2013): Die Kunst ein kreatives Leben zu führen. Anregung zur Achtsamkeit. Mainz: Verlag Hermann Schmidt
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