„Passion Project“ finden und umsetzen |Digitaler Dialog mit Kato (@heulnichtmachdoch)

An jeden, der diesen Beitrag am 8. März liest: Happy Weltfrauentag! Dieser symbolische Tag ist für mich der perfekte Anlass, meinem Blog eine Kategorie hinzuzufügen, die hier meiner Meinung nach schon lange gefehlt hat: Interviews. Nicht, dass ich nach 200 Beiträgen alles gesagt hätte, aber ich denke, es ist an der Zeit, hier auch andere zu Wort kommen zu lassen. Wen genau? Frauen, die mich inspirieren.

Vielleicht bin ich aus dem Alter raus, in dem man Menschen des öffentlichen Lebens als sein „Idol“ bezeichnet, sie vergöttert und so sein möchte wie sie. Und trotzdem finde ich es wichtig, Vorbilder zu haben. Nicht auf die Weise, dass man diese Person auf einen Thron setzt und sie als das Ideal ansieht, sondern, indem man sich mit ihrer Geschichte, ihren Glaubenssätzen und ihren Gewohnheiten auseinandersetzt und schaut, was man für sich daraus mitnehmen kann – genau das möchte ich hiermit tun. Ich habe nämlich das Gefühl, dass man die wichtigen und lebensverändernden Erkenntnisse selten aus wissenschaftlichen Bücher und viel öfter aus dem (digitalen) Dialog mit anderen Menschen gewinnen kann.


Ich freue mich sehr über meine erste Interviewpartnerin. „Hi, ich bin Kato… und ich mache Dinge im Internet.“ heißt es in ihrer Instagram-Bio und das beschreibt es eigentlich ganz gut. Seit ihrem 11. Lebensjahr ist sie in diesem digitalen Kosmos unterwegs und konnte hier einige „Passion Projects“, wie sie sie liebevoll nennt, umsetzen. Ihr aktuelles Herzensprojekt trägt den Titel „heul nicht, mach doch“ – hiermit hilft sie Menschen mit guten Ideen, diese umzusetzen. Außerdem ist sie als freiberufliche Dozentin unterwegs und hat sich in der Unternehmensberatung auf den Bereich Ehrenamt, Vereine und Initiativen spezialisiert. Social Media, Blog, Podcast, Uni, Unternehmen – wie bekommt diese Frau alles unter einen Hut? Woher nimmt sie ihre Inspiration, Motivation und Kreativität? Wie geht sie mit Niederschlägen um und und wie sieht ihr Alltag aus? Ich freue mich auf ihre Tipps!

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Wie hast du herausgefunden, was du machen möchtest & welchen Tipp kannst du Leuten geben, die irgendwie orientierungslos sind und ihre Passion noch nicht so ganz gefunden haben?

Kato: „Ehrlich gesagt habe ich es Schritt für Schritt herausgefunden. Ich hätte meine Karriere während der Schulzeit oder nach dem Abi nicht planen können, weil ich da nichtmal wusste, dass es den Job, den ich jetzt mache, gibt! (Ich arbeite mittlerweile als freiberufliche Dozentin und Kommunikationsberaterin.)

Ich habe mein Studium zwar gemocht und mir auch Mühe gegeben, aber wirklich ausschlaggebend waren die Sachen, die ich parallel gemacht habe: Mein Ehrenamt hat eine große Rolle gespielt, weil ich da gelernt habe, mit Verantwortung umzugehen und wie wichtig es ist, effizient zu arbeiten, um etwas zu bewirken. Schlechtbezahlte Startup-Jobs und unbezahlte Praktika haben mir Erfahrungen gegeben, die kein Seminar der Welt mir hätten geben können. Meine Passion Projects haben mir nicht nur das Selbstbewusstsein, Fachkenntnisse und Projektmanagementskills gegeben – nein, sie haben sogar ziemlich direkt zu meinem Job geführt. Deshalb ist es mir so wichtig, andere Leute davon zu begeistern 😊

Tipps, die ich gerne gebe: Hör auf dein Bauchgefühl. Mach bei Projekten mit, bei denen du etwas lernst, und such‘ dir Nebenjobs, die dir „etwas bringen“, probier‘ verschiedene Sachen aus! Nur so merkst du, wo deine Talente und Leidenschaften schlummern. Zeig auf jeden Fall Eigeninitiative – das ist gar nicht so schwierig, wie du denkst!“ 

Wenn man ein neues Projekt beginnt, ist häufig am Anfang ganz viel Motivation da, aber sobald die Anfangseuphorie weg ist und vielleicht erste Probleme auftreten, schmeißen viele hin. Hast du Tipps, wie man ein Projekt langfristig durchzieht?

Kato: „Das ist eine gute Frage. Ich habe neulich mit einer Bekannten (die Teams mit guten Ideen aus dem Bereich Engagement oder Social Entrepreneurship betreut) darüber gesprochen und sie hat eine interessante Theorie: Sobald wir merken, dass etwas funktionieren könnte (das heißt: wir sind die ersten Schritte gegangen, wir haben etwas ausprobiert, wir haben eine Reaktion erhalten), hören wir auf, weil es uns mehr um die Möglichkeit ging als um das Endergebnis. Ich kann mir gut vorstellen, dass das auf viele Leute zutrifft. Wir merken, dass wir etwas machen/bewegen/verändern/auslösen können und dieses Selbstwirksamkeitsgefühl bringt uns dann zur nächsten Idee, statt das angefangene Projekt durchzuziehen.

Abgesehen von dieser Theorie gibt es viele verschiedene andere Gründe: Keine Zeit, keine Energie, zu unstrukturierte Vorgehensweise… Da können schon ein paar Zeit- oder Projektmanagementtipps helfen. Manchmal steckt aber auch etwas Größeres dahinter. Man nimmt sich keine Zeit, etwas fertigzustellen (z.B. einen Blogartikel), weil man Angst davor hat, ihn zu veröffentlichen und negatives Feedback zu bekommen. Da hilft es nur, mal in sich reinzuhorchen und ganz ehrlich mit sich selbst zu sein.“

Wie nutzt du Social Media zur Inspiration und Motivation? Oder hast du vielleicht sogar das Gefühl, dass du offline kreativer sein kannst und die Vergleiche mit anderen einen vielleicht auch hemmen?

Kato: „Oh, noch eine gute Frage! Ich muss mich ab und zu bewusst hinsetzen und ein bisschen aussortieren, damit ich nur Leuten folge, die mich bereichern. Wenn ich jedes Mal mit den Augen rolle, wenn ich ein Posting einer bestimmten Person sehe, haben wir ja beide nichts davon – also Ciao, Unfollow.

Besonders mag ich es, Empfehlungen von anderen zu folgen und dort zu stöbern. Der Algorithmus schlägt uns ja oft Sachen vor, die dem ähneln, was wir eh schon mögen/liken/abonnieren. Aber manchmal kommt ein Mensch daher und teilt seine liebsten Accounts, wo dann das ein oder andere Inspirations-Juwel bei ist.

Den direkten Vergleich mit anderen Accounts habe ich eigentlich nicht, weil ich nicht in einer Nische bin, in der andere sehr ähnliche Sachen machen. Als Fitnessbloggerin oder so stelle ich mir das sehr schlimm vor! Mit meinem Account @heulnichtmachdoch spreche ich über Passion Projects und bin damit ziemlich allein 😉 Es gibt zwar ähnliche Accounts, aber da geht es in der Regel um Gründung, Selbstständigkeit, Female Empowerment. Ich koche da schon mein eigenes Süppchen. Auf meinem privaten Account geht’s ja eh um mich und meine Arbeit – da vergleiche ich mich eigentlich auch nicht.

Meine Inspiration für neue Beiträge kommt aus den verschiedensten Quellen – offline (z.B. Bücher, Erlebnisse) wie online (z.B. Podcastfolgen). Daher muss ich nicht unbedingt den Stecker ziehen, um besonders kreativ sein zu können.“

Zum Erfolgreich-Sein gehört auch Scheitern dazu. Wie gehst du mit Niederschlägen um und was würdest du andern diesbezüglich raten?

Kato: „Zunächst einmal: Folgt Maggie bei Scheitern für Anfänger!! Sie verarbeitet den Umgang mit dem Scheitern super in Gesprächen mit bekannten Personen als auch ihr persönliches Scheitern in Videotagebüchern.

Ich persönlich versuche, nicht zu sehr darauf herumzudenken, sondern meine Gedanken entweder aufzuschreiben (Was genau lief schief? Warum? Wie kann ich es nächstes Mal besser machen?) oder mit jemandem darüber zu sprechen.

Grundsätzlich mag ich den Gedanken von „Wachstumsschmerzen“. Wenn man neue Sachen lernt/erlebt/macht/ausprobiert, läuft nunmal nicht alles glatt und manchmal macht man Fehler oder ist mit der eigenen Arbeit nicht so zufrieden. Aber nach einer Weile merkt man dann, dass man sich weiterentwickelt hat und das jetzt kein Problem mehr ist.“

Wie sieht dein Alltag aus? Hast du bestimmte Routinen und wie schaffst du es, dein Leben als Selbstständige so zu organisieren, dass du eine Struktur hast, viel schaffst, aber auch noch genug Freizeit übrig bleibt?

Kato: „Ich habe leider keine Routinen, die ich IMMER durchziehe. Dafür sind meine Tage zu unterschiedlich – je nachdem, ob ich unterwegs bin oder nicht, viel telefoniere oder in Ruhe kreative Konzepte, Seminarpläne oder Content entwerfen kann.

Ich versuche, mir morgens ein bisschen Zeit zu nehmen, in einem Buch zu lesen oder Dinge loszuschütteln, die mir im Hinterkopf herumschwirren. Den Tag plane ich seit meiner Vollzeit-Selbstständigkeit, indem ich mir für Termine und Aufgaben Blöcke im Kalender reserviere (statt nur eine To-Do-Liste zu führen, mit der ich mich dann schnell überfordere.) Außerdem habe ich mir klargemacht, dass meine Freizeit und meine Arbeitszeit nicht so terminiert sein muss wie bei Leuten, die zu festen Zeiten bei der Arbeit sein müssen. Ich muss nicht um 8 Uhr anfangen, ich muss nicht um 18 Uhr den Stift fallen lassen, ich darf den Sonntag durcharbeiten, wenn mir danach ist, ich darf aber auch den Dienstagnachmittag mit PC-Spielen verbringen, wenn ich merke, dass ich mich da eh nicht konzentrieren könnte. (Tipp: Stardew Valley)“

Wenn du einen Roboter hättest, der dir 3 alltägliche Aufgaben abnehmen würde – für welche würdest du dich entscheiden?

Kato: „Als erstes eindeutig: Kochen!! Ich koche leider gar nicht gerne und habe auch nur eine Handvoll Rezepte, bei denen ich mir einigermaßen sicher bin, dass da etwas Leckeres bei rauskommt. (Zum Glück kocht mein Freund relativ gerne und zusammen mit dem Lieferdienst kriegen wir regelmäßig was Warmes auf den Tisch 😉)

Nummer zwei und drei finde ich schon schwieriger zu beantworten. Richtig praktisch fände ich, wenn der Roboter Content in unterschiedliche Medien umwandeln kämmte. Also Audio in Text, Text in Grafiken und so weiter. Dabei müsste er aber ein bisschen schlauer sein als seine Software-Kollegen, die es schon gibt.

Und als drittes etwas Leichtes: Er sollte mich regelmäßig dran erinnern, zu trinken, und mir frisches (kaltes!) Wasser aufsprudeln, damit ich keine Ausrede habe.“


Mit der Bezeichnung „Passion Projekt“ hat Kato dem, was ich hier tue zum ersten Mal einen Namen gegeben. Und auch sonst kann ich mich sehr gut mit ihr identifizieren und finde ihre Persönlichkeit, ihre Mentalität und ihre Arbeitsweise sehr inspirierend. Ihr Instagram-Account und auch ihr Podcast gehören für mich definitiv zu den Inhalten, die das Internet für bereichern – aus diesem Grund hier eine ganz offizielle Follow-Empfehlung!

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Die 3 (für mich persönlich) wichtigsten Punkte, die ich aus dem digitalen Dialog mit Kato mitnehme:

  • Man muss nicht „diesen einen großen Traum“ haben. Einfach ausprobieren, offen sein, lernen und Dinge auf sich zukommen lassen – so findet man automatisch Aufgaben, Projekte und Jobs die zur Leidenschaft werden können.
  • Den „Wachstumsschmerz“ kann man als etwas Positives ansehen. Scheitern hilft einem dabei, sich weiterzuentwickeln und zu einem späteren Zeitpunkt ist man oft wahrscheinlich dankbar dafür.
  • Wenn der Alltag es erlaubt, sollte man sich von dem klassischen 9-to-5-Arbeitsrhyhmus lösen und stattdessen so arbeiten, wie es sich für einen am besten anfühlt. „Intuitiv arbeiten“ quasi.

Ich hoffe, das erste Interview aus dieser Serie hat euch gefallen und ihr freut euch, genau wie ich, auf alles was noch kommt. Hinterlasst mir, wie immer, gerne Feedback und Anregungen in den Kommentaren 🙂

2 Antworten zu „„Passion Project“ finden und umsetzen |Digitaler Dialog mit Kato (@heulnichtmachdoch)”.

  1. Klingt nach einem super interessanten Account und Werdegang. In meinem Alter kann ich sagen, dass das Internet heutzutage schon faszinierende Möglichkeiten bietet. Sogar die Ü50 Generation hat hier eine Lobby, die „draußen“ eher fehlt.
    Habt einen schönen Abend Mädels,
    Nicole

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    1. Vielen Dank für deinen Kommentar! Da hast du auf jeden Fall recht:) Natürlich hat das Internet auch seine Schattenzeiten, aber wenn man es richtig nutzt kann es einem sooo viel geben und daraus kann so viel entstehen!
      Liebe Grüße und einen guten Start in die neue Woche,
      Romy

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