An was glaubst du? | über Religion und moderne Spiritualität

Laut Angaben des Pew Research Centers gehören 83,7% der Weltbevölkerung einer Religion an. Das Christentum, der Islam, der Hinduismus und andere Glaubenslehren bieten Menschen weltweit eine Orientierung, ein Gemeinschaftsgefühl und vieles mehr. Dieser große Anteil religiöser Menschen lässt mich erahnen, dass es auch unter meinen Lesern einige gibt, für die das ein wichtiger Teil ihres Lebens ist. Aus diesem Grund möchte ich hier vorab erwähnen, dass die kommenden Zeilen lediglich meine persönlichen Erfahrungen und Ansichten wiedergeben. Solange du niemand anderem weh tust und selber glücklich bist, find‘ ich cool was du tust, zu wem du betest und an welchen Glaubenssätzen du festhältst.

In meinem Leben hat Religion nie eine Rolle gespielt. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar dafür, dass sie mich vor meinem Kirchen-Austritt bewahrt haben, indem sie nie die Entscheidung getroffen habe, ich solle Mitglied werden. Taufe, Kommunion und Konfirmation hab ich in meiner Kindheit nur aufgrund der damit verbundenen Geschenke vermisst. Ich bin in keiner Weise gegen das, wofür christliche Religion grundsätzlich steht – Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit sind auch in meiner Weltanschauung wichtige Werte. Allerdings bin ich teilweise gegen das, was die Kirche propagiert und gegen die fragwürdige Interpretation  bzw. die falsche Überlieferung biblischer Texte, die dafür eingesetzt werden, Menschen zu verurteilen und auszugrenzen. Und das gilt für jede Religion, nicht nur für das Christentum.

Zudem finde ich es schade, wenn ich beobachte, wie die Institution der Religion einige Menschen blind macht, vor allem, was nicht in dieses Weltbild passt und ihnen die Möglichkeit nimmt, unvoreingenommen an das Leben heranzugehen. Natürlich sollte jeder dazu in der Lage sein, die Glaubenssätze, die einem die Religion vorgibt, zu hinter fragen – und das tun auch viele.  Allerdings hat nun mal jede Religion ihre speziellen Vorstellungen von einem „guten Menschen“, ihre Regeln, ihre Dogmen und Riten und ich kann mir vorstellen, dass die, wenn man damit aufgewachsen ist, immer irgendwie im Unterbewusstsein sind. Ich bin froh, dass ich nie diese Vorgaben hatte, sondern relativ unbeeinflusst eigene moralische Vorstellungen aufbauen und Glaubenssätze entwickeln konnte. „Relativ“, weil ich mir natürlich bewusst bin, dass Religion nur ein einziger Faktor neben z.B. dem sozialen Umfeld, der Bildung und persönlichen Erfahrungen ist, der Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung nimmt.

Zu Schulzeiten wurden wir von einer Lehrerin gefragt, an was wir glauben. Da ich davon ausging, dass ihre Frage sich auf Religionen bezogen hat, antwortete ich „an nichts“. Mit dieser Antwort gab sie sich allerdings nicht zufrieden und wir kamen irgendwann zu dem Schluss, dass ich doch an etwas glaubte: an mich. Ich glaube daran, dass jeder seines Glückes Schmied ist. Ich glaube daran, dass am Ende immer alles gut wird – nicht weil Gott das so will, sondern weil ich in der Lage bin jedes Problem zu lösen und mit jeder Situation umzugehen. Ich glaube daran, dass alles aus einem bestimmten Grund passiert – nicht weil das von einer höheren Macht so vorbestimmt ist, sondern weil ich die Fähigkeit habe, aus jedem Ereignis eine positive Erkenntnis zu ziehen.

Dieser Glauben an mich selbst, wenn wir es denn so nennen möchten, hat mich in den vergangenen Jahren über die Themen Achtsamkeit, Sternzeichen, Persönlichkeitstypen, Meditation, Journaling und Law of Attraction in die moderne Spiritualität getrieben. Ich wollte herausfinden, wer ich bin, wieso ich so denke, wie ich denke und so handele wie ich handele. Ich wollte herausfinden wie ich die beste Version von mir selber werden und aus jedem Tag, für mich persönlich, möglichst viel herausholen kann. Obwohl ich eigentlich ein sehr logischer, wissenschaftsbasierter Typ bin, kann ich diesen doch recht irrationalen Themen und Methoden mittlerweile sehr viel abgewinnen.

Je mehr ich mich mit damit beschäftige, desto mehr finde ich meine innere Ruhe und stärke mein Grundvertrauen in alles – wenn das das ist, was Religion für andere Menschen macht, dann kann ich das nur befürworten. Im Endeffekt ist die moderne Spiritualität, wie ich sie erlebe, vielleicht auch nicht wirklich so viel anderes als Religion und vielleicht ist es auch absolut menschlich nach etwas zu suchen, was uns hilft zu verstehen, uns zeigt wie wir sein wollen und uns etwas gibt, wonach wir leben können.

 

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