Vom Minimalismus bin ich Meilen weit entfernt und Mode ist und bleibt, für mich der Bereich, in dem sich der Wandel in Richtung Nachhaltigkeit am schwierigsten gestaltet. Nichtsdestotrotz versuche ich mich, mit kleinen Schritten, einem fairen und umweltfreundlichen Kleiderschrank anzunähern. Dazu gehört für mich auch, mich von den Teilen zu trennen, die mir keine Freude mehr bereiten – das hat vielleicht nicht direkt einen positiven Einfluss auf die Umwelt, aber auf mein wohlbefinden umso mehr. Alte Lasten loszuwerden gibt mir ein Gefühl von Freiheit und so komme ich meinem Ziel – irgendwann nur noch Kleidung zu besitzen, die ich so gerne mag, dass ich theoretisch morgens blind in den Schrank greifen könnte – immer näher.
Problematisch wurden die Ausmistaktionen für mich immer dann, wenn ich vor der Frage stand „wohin jetzt mit dem ganzen Zeug?“. Altkleiderkontainer geben einem zwar irgendwie ein gutes Gefühl, immerhin „spendet“ man die Klamotten, aber nachdem ich mich näher darüber informiert hatte, war das dann für mich auch keine Option mehr. Ich möchte nicht dazu beitragen, dass der Textilindustrie in Entwicklungsländern geschadet wird und die Menschen dort mit Kleidung überhäuft wird, die nicht zu ihrer Situation und ihren Bedürfnissen passt.
Was in meinen Augen wirklich sinnvoll ist – wenn die Kleidung noch in einem guten Zustand ist – ist, sie zu Second-Hand-Läden zu bringen. So kann sich jemand anderes daran erfreuen und der nachhaltigste Umgang mit unter schlechten Konditionen hergesteller Kleidung ist, ihr ein möglichst langes Leben zu geben. Allerdings ist das schon mit etwas mehr Aufwand verbunden, als das ganze Zeug in einen Kontainer zu schmeißen, sodass mir der persönliche Vorteil – neben dem guten Gewissen – irgendwie gefehlt hat.
Gerade weil ich anfangen möchte, in qualitativ hochwertige, faire und umweltfreundliche Kleidung zu investieren, wollte ich einen Weg finden, aus den alten Klamotten – in die ich immerhin eine Menge Geld investiert hatte – noch etwas herauszuholen. Bei meiner Internet-Recherche bin ich auf die App „Zalando Wardrobe“ gestoßen.
Der deutsche Online-Versand-Händler bietet hier, neben dem normalen Marktplatz, auch die Möglichkeit, an Zalando selbst zu verkaufen. Hierfür lädt man Fotos der Teile, die man loswerden möchte hoch, gibt die Produktkategorie, die Marke und die Farbe an und bekommt anschließend einen standardisierten Preis vorgeschlagen. Dieser ist relativ gering verglichen mit der Summe, die man erwirtschaften könnte, wenn man die Teile einzeln an andere weiterverkaufen würde, aber eigentlich doch ganz gut dafür, dass der Aufwand sehr gering ist. Pro Verkauf kann man 20 Teile registrieren. Die Fotos werden von Zalando geprüft und anschließend bekommt man ein kostenloses Versandlabel per Email. Dann muss man das Paket nur noch zur Post bringen und abwarten, bis man das Geld in Form eines Gutscheins erhält. Sollten einzelne Teile von Zalando, aufgrund bestimmer Mängel abgelehnt werden, kann man wählen, ob man sie zurückbekommen oder spenden möchte. Die Teile, die Zalando abkauft, werden, wenn ich das richtig verstanden habe, in Second-Hand-Stores, mit denen sie zusammenarbeiten weiter gekauft.
Ich hab jetzt bereits 2 dieser Pakete, also 40 Teile, an Zalando geschickt und dafür einen Gutschein von ca. 80 Euro erhalten. 4 Teile wurden wegen Flecken oder gezogenen Fäden abgelehnt. Der Durchschnittspreis pro Teil lag bei mir also bei rund 2 Euro – wozu man sagen muss, dass fast alle meine Klamotten von H&M oder Zara sind und man für teurere Marken sicher mehr bekommt. Für mich hat sich Zalando Wardrobe auf jeden Fall gelohnt und ich werde diese Option, wenn es sich anbietet, gerne nochmal in Anspruch nehmen.
Was macht ihr mit der Kleidung, die ihr aussortiert? 🙂
Disclaimer: Mir ist total bewusst, dass es nicht wirklich nachhaltig im klassischen Sinne ist, wenn man einen Konzern wie Zalando unterstützt. Für mich geht es hierbei darum, anzufangen mich mit meiner Kleidung auseinanderzusetzen und herauszufinden, was ich brauche und was nicht. Das ist alles ein langer Prozess, aber diese App hilft mir dabei und deswegen wollte ich sie euch vorstellen. 🙂
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