Ein Blick in die Glaskugel: Wie werde ich 2020 „insta-cool“?

Vor einigen Tagen ist eine Email in meinem Spamordner gelandet, die mich dann doch irgendwie zum Schmunzeln gebracht hat. Sie stammte von einem Unternehmen, wenn man es denn so nennen kann, welches mir dazu verhelfen wollte – ich zitiere – „insta-cool“ zu werden. Ich müsse einfach nur etwas Geld zahlen und schon würde mein Fame mit meiner Followeranzahl automatisch wachsen – klingt gut. Lustig fand ich daran nicht nur die Art und Weise wie man mir versuchte diese gekauften Follower schmackhaft zu machen, sondern auch die Tatsache, dass es 2020 tatsächlich noch Leute gibt, die glauben, dass das der Weg zum Erfolg ist. Vor 5 Jahren war es vielleicht noch so, aber mittlerweile kann jeder Laie echte Follower von gekauften unterscheiden. Darüber hinaus habe ich das Gefühl, dass Follower immer weniger wichtig werden und „insta-cool“ zu sein auch vielleicht gar nicht mehr so erstrebenswert ist. Dieser Gedankengang hat mich dazu veranlasst meine Prognose abzugeben: Wie wird sich das Internet im Allgemeinen und Social Media im Speziellen 2020 entwickeln und wie kann man sich das zu Nutze machen?

Was die einzelnen Kanäle betrifft, wird sich, meiner Meinung nach die Tendenz der letzten Monate so weiterziehen. Die Entwicklung, die wir bei Facebook schon seit einigen Jahren beobachten – dass es von jungen Generationen, Unternehmen und Content Creatorn immer weniger genutzt wird – könnte auch auf Instagram übergehen. Das ist nicht das Ende von Social Media, sondern die perfekte Grundlage für neue Plattformen. Ob wir es wollen oder nicht, TikTok wird 2020 eine essenzielle Rolle in dem Markt spielen. War es nicht auch bei Facebook und Instagram so, dass es anfangs nur von jungen Leuten genutzt und von allen andern belächelt wurde? Ich glaube, dass die Tatsache, dass immer mehr Unternehmen TikTok in ihre Marketingstrategie einbinden ein ganz klares Indiz dafür ist, dass diese Plattform mehr als eine Bühne für Kids und Jugendliche ist.

Bevor TikTok zu der Lieblingsplattform einer breiten, generationen- und interessenübergreifenden Masse werden kann, muss noch einiges passieren – und das wird es auch. Dort kann man offenbar mit gutem Content schnell viele Menschen erreichen, ohne sich erstmal lange eine Followerschaft aufbauen zu müssen. Es funktioniert alles über den Entdecken-Feed und wer sagt dann, dass dort nicht auch andere Formate als Lip-Sync-Videos von 12-jährigen landen können. Ich bin mir sicher, dass bald auch tiefgründigere Themen, wichtige Botschaften und wirklich unterhaltsame Inhalte in TikTok-Clips verpackt werden und bin ganz gespannt, diese Entwicklung beobachten zu können.

“Inhalte” ist ein ganz wichtiges Stichwort, wenn es um die Entwicklung der Social-Media-Welt geht – denn auch hier merke ich seit längerem eine Veränderung. Während vor 5 – 10 Jahren ganz klar Beauty und Fashion zu den beliebtesten Themen der Blogger und auch der Zuschauer gezählt haben, sind diese dann doch recht oberflächlichen Inhalte mittlerweile kaum noch gefragt. Das mag daran liegen, dass die erste Generation der Influencer mit ihrer Community zusammen erwachsen geworden ist und andere Themen für sich entdeckt hat. Genauso dafür verantwortlich ist aber auch der Überfluss an Accounts, die ihren Fokus darauf gesetzt haben. Hier kann man eigentlich nur untergehen – es sei denn man ist richtig richtig gut in dem was man tut oder findet eine super innovative Art, diese Themen zu vermitteln.

Ich glaube (und hoffe), dass die Themen die 2020 Social Media dominieren über Fashion und Beauty hinausgehen. Was nicht heißt, dass nicht auch weiterhin Platz für die schönen Dinge des Lebens, die unbeschwerten Themen ist, sondern dass Influencer darüber hinaus versuchen werden, mit ihrer Reichweite mehr zu bewegen als die Kreditkarte aus dem Portemonnaie ihrer Zuschauer. “Insta-cool” zu sein ist hier gar nicht mehr das Ziel. Es geht weniger um die Zahlen, und viel mehr darum Menschen wirklich zu erreichen und eine Message zu vertreten.

Dadurch dass die Präsenz im Internet für viele vielleicht weniger ein reines Business und viel mehr ein “Passion Project”, wie Kato von dem Podcast “heul nicht, mach doch” es so gerne nennt, wird, kann ich mir auch vorstellen, dass einige sich von den sozialen Medien befreien und eigene Projekte starten. Blogs und Podcasts waren vielleicht lange Zeit nicht besonders In, weil es hier wesentlich schwieriger ist, eine Reichweite aufzubauen und es zu monetarisieren, wie beispielsweise auf Instagram. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass genau diese Medien bei tiefgründigeren Themen besonders sinnvoll sind und zusätzlich zur klassischen Social-Media-Präsenz immer beliebter werden.

Plattformübergreifend denke ich, dass wieder Zeit für mehr Authentizität ist. Das, was jemand online teilt ist, und bleibt ein winziger Ausschnitt aus der großen Wirklichkeit – allerdings denke ich, dass vielen in den vergangenen Monaten bewusst geworden ist, welche Probleme diese Scheinwelt verursachen kann und wie wichtig es eigentlich ist, auch mal die unperfekten Seiten zu sehen. Ich wünsche mir im Internet mehr Pickel, mehr Fettröllchen, mehr eingestandene Fehler und mehr ehrliche Gedanken. 

Vielleicht findet die von mir beschriebene Entwicklung aber auch gar nicht auf gesamtgesellschaftlicher Ebene, sondern nur in meiner Internet-Bubble statt. Allerdings ist das schon ein guter Anfang, denn das ist immerhin der Kosmos, in dem ich mich mehrere Stunden täglich bewege und der mich unterbewusst natürlich beeinflusst. Ich hab zurzeit super viel Spaß am Internet – sowohl als Rezipient als auch als Creator. Ich bin super froh diesen Blog zu haben, da der eigentlich genau mein Bild vom Internet im Jahr 2020 wiederspiegelt: Ein Ort, wo Gedanken und Erfahrungen geteilt werden – nicht mit dem Fokus auf erfolgreiche Statistiken, sondern auf Inhalte, die ich in dem Moment, in dem ich sie teile, als wichtig empfinde. Das Internet gibt uns eine Stimme – egal ob vor 1000 oder 1000000 Menschen – und man sollte sich immer zweimal überlegen, wozu man die nutzt. Ich denke, wenn man mit diesem Gedanken an seine Online-Präsenz herangeht, kann 2020 diesbezüglich nur erfolgreich werden.

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