Als ich angefangen habe, meinen Führerschein zu machen und nach und nach gemerkt habe, dass das sich gar nicht so einfach gestaltet, habe ich mir auf Youtube super gerne Storytime-Videos zu dem Thema angeschaut. Manchmal ist es einfach ganz cool, zu wissen, dass man nicht die einzige ist, die mit gewissen Struggles zu kämpfen hatte. Aus diesem Grund dachte ich, ich teile heute mal meine Fahrschulgeschichte.
Ich glaube das, was das Autofahrenlernen für mich zu so einer prägenden Erfahrung gemacht hat, ist die Tatsache, dass ich zum ersten Mal etwas können „musste“, wo ich aber einfach richtig schlecht drin war. Davor war es immer so, dass ich einfach aufgehört habe, wenn ich gemerkt habe, dass ich für etwas nicht geeignet bin – so war es beispielsweise beim Keyboard- und Gitarrespielen. Oder ich habe es weiter gemacht, aber ohne Publikum und ohne dabei Menschenleben zu gefährden – so zum Beispiel beim Singen. Alles das, was ich können „musste“ lag mir glücklicherweise immer ganz gut – das waren bis zu dem Zeitpunkt eigentlich nur Schulfächer und da ist es mir meistens relativ einfach gefallen Neues zu lernen.
Hier war es allerdings so, dass mein Fahrlehrer sich nach der ersten Stunde mit mir dachte „wie soll ich das hinkriegen, dass die jemals Autofahren kann?!“ – was er mir netterweise aber erst nach meiner bestandenen Fahrprüfung erzählt hat. So vergingen Wochen und Monate ohne auch nur eine einzige Fahrstunde, in der alles glatt lief. Meist war es so, dass alles gut war, aber sobald ich einen Fehler machte, folgte eine Reihe an weiteren Katastrophen. Diese reichten von genommenen Vorfahrten über übersehene Stopschilder bis hin zu dem ein oder andern umgefahrenen Busch.
Nebenbei versuchte mein Papa mir das Autofahren irgendwie beizubringen, was er aber nur mit Tabletten gegen Übelkeit halbwegs überlebte. Da auch diese Fahrten nicht wirklich reibungslos verliefen, war es ihm lieber, dass sich mein Fahrlehrer weiter mit mir herumschlägt – koste es, was es wolle.
So dauerte es tatsächlich 37 Fahrstunden bis ich irgendwann mit meinem Fahrlehrer auf einem Parkplatz stand und er mir feierlich verkündete „du kannst jetzt Autofahren!“ Ich fühlte mich geschmeichelt, ich hatte immerhin lange auf dieses Kompliment gewartet, aber wirklich glauben tat ich es nicht. Nichtsdestotrotz trat ich knapp eine Woche später meine erste Fahrprüfung an. Ich sage „erste“, weil es leider – wie ich es aber auch irgendwie erwartet hatte – noch eine zweite geben musste.
Anfangs lief alles ganz gut. Abgesehen davon, dass der Prüfer ständig irgendwelche unnötigen Bemerkungen machte und mir unglaublich unsympathisch war. Doch kurz vor dem Ziel hab ich dann, innerhalb von 3 Sekunden, alles verkackt. Wir waren irgendwo ich einer kleinen Straße, die ich nicht kannte. Ich dachte, dass die die von rechts kommen Vorfahrt hätten, schaute also nach rechts und fuhr langsam weiter … in eine Einbahnstraße – also aus der falschen Richtung versteht sich. Mein Fahrlehrer drückte auf die Bremse, warf dabei mit portugiesischen Schimpfwörtern um sich und der Prüfer meinte nur mit seiner unglaublich sympathischen und gar nicht schadenfreudigen Art „ach Frau Winter, wo fahren sie denn hin?“.
Frau Winter war zwar leicht genervt von ihrer eigenen Dummheit (von dem Prüfer sowieso), ärgerte sich wegen dem Geld und hatte ein schlechtes Gewissen gegenüber ihrem Fahrlehrer, der soviel Mühe und Geduld mit ihr hatte. Aber sonst ging es ihr gut – sie war mental auf dieses Szenario vorbereitet gewesen.
Zwei Wochen und 8 Fahrstunden später versuchte ich es nochmal und hatte von Anfang an ein viel besseres Gefühl. Auf Anweisung meines Fahrlehrers hatte ich keinem etwas von der Prüfung gesagt, außer 4 Leuten, um mir den Druck zu nehmen. Ob es schlussendlich wirklich daran lag oder ob ich einfach ganz viel Glück hatte weiß ich nicht, aber meine zweite Fahrprüfung lief auf jeden Fall super.
Happy und mit Führerschein in der Tasche ließ ich mich von meinem Fahrlehrer zurück zur Fahrschule fahren. Auf der Fahrt hat er zum ersten Mal offen mit mir darüber gesprochen, dass er am Anfang echt Zweifel hatte, ob das jemals was wird, aber er es toll fand, wie positiv, ehrgeizig und mit Spaß ich an die Sache herangegangen bin. Das ist wahrscheinlich auch die Moral von der Geschichte: Wenn man was wirklich will schafft man das auch – manchmal über Umwege, durch hinfallen und wieder aufstehen und mit sehr viel Aufwand, aber man schafft es.
Es gibt aber auch eine zweite Moral: Freu dich nicht zu früh. Ich hab nämlich noch am gleichen Tag den Briefkasten meines Nachbarn umgefahren.
Wie war eure Fahrschulzeit so? Ist euch das Autofahren am Anfang auch schwer gefallen oder fandet ihr es total easy? 😀
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