Mein automatisierter Griff zu Social Media

Wenn ich mir auf meinem Handy die Bildschirmzeit ansehe, wird mir erst bewusst, wie viel Zeit ich an diesem Gerät verbringe. Würde die Zeit für Nachrichtenkonsum, Recherche und Organisation draufgehen, hätte ich damit kein Problem – aber nein: 80% Social Media. Grundsätzlich bin ich die letzte, die sich gegen Soziale Medien aussprechen würde – für mich sind sie vielmehr Segen als Fluch. Jedoch merke ich, dass ein Großteil der Zeit, die ich dort verbringe nicht sinnvoll investiert ist, da ich sie nicht zur Kommunikation, Inspiration oder Kreativität nutze, sondern eher passiv rumscrolle. Ich denke, viele von euch kennen diesen automatisierten Griff zum Handy – beim Fernsehen, in der Uni, in der Bahn und eigentlich überall.

Ich bin gerade dabei, meinen Internetkonsum sinnvoller zu gestalten und ein erster Schritt dabei liegt darin, mir erstmal bewusst zu machen, wieso ich zum Handy greife und wieso ich dann jedes Mal in sozialen Netzwerken lande. Wieso greife ich in freien Minuten nicht zu einem Buch? Wieso rufe ich die Instagram-App unzählige Mal öfter auf als Spiegel Online.

Die Macht der Gewohnheit

Zum einen ist dieser Griff zum Handy einfach eine Gewohnheit, die ich mir so über die Jahre angeeignet habe. Das habe ich gemerkt, als ich vor einigen Wochen zum ersten Mal nach 10 Jahren ohne Handy das Haus verlassen musste. Meine Hand griff ständig in die Tasche und suchte nach dem Handy. Ich hatte ständig das Bedürfnis einfach kurz draufzuschauen. Dem versuche ich momentan entgegenzuwirken, indem ich mir vornehme, das Handy nur zu benutzen, wenn ich einen Grund dafür habe – also wenn ich bewusst etwas Bestimmtes machen möchte.

Es gibt kein Anfang und kein Ende

Durch die Sozialen Medien kann man ewig durchscrollen – sollte man irgendwann unten angekommen sein, befinden sich oben schon wieder neue Beiträge. Aus diesem Grund kann man jeder Zeit anfangen und aufhören. Ein Buch empfinde ich hingegen als größeres Commitment – sobald ich es in die Hand nehme, „muss“ ich ein ganzes Kapitel lesen – mittendrin aufhören macht hier wenig Sinn. Aus diesem Grund entscheide ich mich, wenn ich abends müde bin häufig dagegen, ein neues Kapitel anzufangen und beschäftige mich stattdessen noch „kurz“ mit Social Media.

Konzentrationsprobleme

Ich gehöre zur Multi-Screen-Generation und mir fällt es zugegebenermaßen häufig schwer, mich voll und ganz auf eine Sache zu konzentrieren – und genau diese Konzentration erfordert Social Media nicht. Seit ich wieder mehr lese, merke ich allerdings, wie meine Konzentrationsspanne sich wieder erweitert und daran möchte ich gerne weiter arbeiten.

Fear of Missing out

FOMO ist die neue Volkskrankheit in unserer vernetzten Welt. Auch wenn man weiß, dass 99% von dem, was man in sozialen Medien sieht, für das eigene Leben nicht wirklich relevant ist, hat man ständig das Gefühl etwas zu verpassen. Auch das habe ich in den beiden Tagen, in denen ich unfreiwillig auf mein Handy verzichtet habe, gemerkt.

Puschbenachrichtigungen

Wenn ich gerade mal nicht von mir aus auf die Idee komme, zum Handy zu greifen, kommt früher oder später eine Pushnachricht die mich daran erinnert. Aus diesem Grund, werde ich diese Mitteilungen für die „unwichtigeren“ Apps ausschalten. Das Problem ist nicht, dass man sich kurz die Nachricht anschaut, sondern dass man infolgedessen meistens am Handy kleben bleibt.

Suchtfaktor und Verlust des Zeitgefühls

Jeder kennt es. „Ich gucke mal kurz bei Instagram rein“ und eine Stunde später liege ich immer noch da, mit dem Handy in der Hand und dem blauen Licht im Gesicht… obwohl ich doch heute „früh schlafen gehen wollte“. Eine mögliche Lösung, die ich hier wahrscheinlich demnächst testen werde, ist die Option, ein Zeitlimit für bestimmte Apps einzustellen.

Probleme zu erkennen ist ein erster schritt in Richtung Lösung. Um etwas daran ändern zu können, muss man die eigene Denkweise und Handlungsmotivation erstmal verstehen und dabei ist Selbstreflexion der Schlüssel zum Glück. Und ich muss sagen: Ich bin auf dem Weg der Besserung! Vor einem Jahr lag meine tägliche Handyzeit während der Semesterferien bei knapp 10 Stunden. Jetzt liegt mein Durchschnitt bei ca. 3 Stunden. Wobei ich mit der Verteilung dieser 3 Stunden auf die Apps noch nicht ganz zufrieden bin – aber ich arbeite dran!


Wie sieht euer Handykonsum aus? Habt ihr diesen automatisierten Griff zum Handy auch schon bei euch bemerkt?:)

4 Antworten zu „Mein automatisierter Griff zu Social Media”.

  1. Deckt sich mit meinen Beobachtungen an mir selbst. Deshalb habe ich mich vor knapp einem Monat dazu entschlossen, mein Smartphone beiseite zu legen und stattdessen ein Featurephone für knapp 30€ neuwertig, aber gebraucht, zu erstehen.
    Das Ergebnis ist überraschend: Ich komme Abends besser dazu zu schlafen und wenn ich mal unterwegs bin kriege ich viel mehr von meiner Umgebung mit.

    WhatsApp und Telegram laufen beide Problemlos auf dem Gerät und auch E-Mails kann man im Zweifelsfall mal checken.. aber der Drang ständig zu surfen ist spurlos mit der Möglichkeit verschwunden.

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    1. Oh das klingt super interessant:)

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  2. Ohh, du hast so Recht! Der Punkt „Es gibt kein Anfang und kein Ende “ besonders gut geschrieben. Man könnte stundenlang weiterscrollen.
    Wichtiges und interessantes Thema – danke für den Beitrag!
    Hab einen wunderschönen Tag!
    Liebe Grüße,
    Katharina

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  3. Ich habe deswegen angefangen, eine Offline App zu nutzen, weil genau das was du geschrieben hast, mir selbst auch aufgefallen ist. Warum ich lese in der Bahn nicht und sitze stattdessen am Handy? Auch immer dieser Zwang drauf zu schauen, obwohl niemand einen geschrieben hat. Wie gesagt, ich versuche mein Handy Zeit zu dezimieren, und es ab 8 Uhr abends in den Offline Modus zu stellen. Filme schauen und dabei am Handy schauen geht für mich gar nicht, weil man sich dadurch nicht komplett darauf einlässt, warum also nicht bei anderen Dingen im Alltag?

    Ein schöner Beitrag 🙂

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