Über Veränderungen, Erwachsenwerden und „Germany’s next Topmodel“

Vor Kurzem gab es einen Moment, in dem mir schlagartig bewusst geworden ist „oha, du hast dich echt verändert“. Und zwar habe mir „Germany’s next Topmodel“ angeschaut (dieses guilty pleasure werde ich so schnell nicht los) und es lief gerade die Folge, in der die Mädels in die Villa kommen und dort unzählige Geschenke von den verschiedensten Marken vorfinden – ein Traum für jedes Mädchen. Ich weiß noch, wie ich mir diese Situation vor wenigen Jahren angeschaut habe und mein einziger Gedanke war „ich will auch“ – ein Raum voller kostenloser Kosmetikprodukte, Schmuck, Kleidung und Elektronik ist mir damals vorgekommen wie der absolute Life Goal. Diesmal habe ich mich dabei allerdings ganz ganz anders gefühlt. Meine Gedanken drifteten sofort in Richtung übermäßigen Konsum ab und ich konnte überhaupt nicht mehr nachvollziehen, wieso die Kandidatinnen in dem Moment so ausgerastet sind. Meine Einstellung zu materiellen Dingen hat sich mit der Zeit echt verändert, was mir in dem Moment erst so richtig aufgefallen ist.

Je mehr ich darüber nachgedacht habe, desto mehr ist mir bewusst geworden, dass nicht nur mein Konsumverhalten sich in den vergangenen Jahren stark verändert hat, sondern auch ganz viele andere Gewohnheiten von mir. Das fängt schon damit an, dass ich mir jeden Tag einen Wecker stelle und dann auch wirklich aufstehe – als Teenie habe ich auch gerne mal bis 12 Uhr geschlafen, was heute undenkbar wäre. Außerdem trinke ich im Alltag nur noch Wasser und esse viel viel weniger Fleisch und insgesamt tierische Produkte. Auch mein Medienkonsum hat sich um 180 Grad gedreht. Ich höre Morgens beim Schminken die Nachrichten und habe meine Liebe für Radioformate entdeckt, was für mich eigentlich immer ein „totes“ Medium war. Immer öfter sitze ich vor dem Fernseher und merke, dass ich keine Lust auf Trash-TV oder irgendwelche lustigen Youtubevideos habe und gucke stattdessen eine Talkshow oder eine Doku. Zwei meiner Lieblingssendungen im Moment sind die Talkshow auf NDR (Barbara Schöneberger ist und bleibt mein Favorite) und „Sternstunde Philosophie“ auf SFR – das ist doch nicht mehr normal. Ich gehe regelmäßig freiwillig spazieren, führe tägliche To Do Listen und höre mir Bücher an – sogar über wissenschaftliche und politische Themen. Das sind alles Dinge, die mein 15-jähriges Ich nicht für möglich gehalten hätte, womit mein 21-jähriges Ich aber total happy ist.

Wenn ich dann abends vor meinem Oma-Fernsehprogramm sitze und meinen Tee schlürfe, frage ich mich manchmal schon, ob das wohl dieses „Erwachsenwerden“ ist, von dem immer alle reden. Im nächsten Moment merke ich dann aber auch, dass ich Angst vor dem Telefonieren habe und von jeglichem Papierkram sofort überfordert bin, was mich realisieren lässt, dass in mir immer noch ein Teil ist, der von dem ominösen Erwachsensein meilenweit entfernt ist. Und das ist auch gut so – ich würde gerne bitte forever 21 bleiben. Ich frage mich aber auch, ob jemals dieser Punkt kommt, an den man selber von sich denkt „jetzt bin ich erwachsen“. Mit 13 dachte man doch, 18-Jährige sind total erwachsen, dann mit 18 dachte man, wenn man ausgezogen ist, hat man endlich dieses Gefühl, aber nein – ich veränder‘ mich zwar, aber fühle mich immer noch wie 18.

Ich finde es total spannend, sich mal so intensiv mit der Frage auseinanderzusetzen, wie man früher war und wie man heute ist. Schreibt mir doch gerne in die Kommentare, in welchen Punkten ihr merkt, dass ihr euch total verändert habt? Und habt ihr das Gefühl, erwachsen zu sein? 😀

2 Antworten zu „Über Veränderungen, Erwachsenwerden und „Germany’s next Topmodel“”.

  1. Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben. Glaube mir, das ist tatsächlich so und Erwachsenwerden ist ein Prozess. Es gibt keinen Zeitpunkt, an dem man sagen kann „so jetzt bin ich erwachsen“. Ich habe sehr lange zu Hause bei meinen Eltern gewohnt (bis 29), bin danach direkt mit meinem Freund zusammen gezogen, d.h. ich war sowas von unselbständig. Es gab immer jemand, der mir unangenehme Aufgaben abgenommen hat. Und plötzlich war ich ganz allein. Erstaunlicherweise bin ich mit allem zurecht gekommen. Warum, weil ich es musste.
    LG Kerstin

    Gefällt 4 Personen

    1. Danke für deinen Kommentar! Ich glaube auch, dass man mit jeder neuen Herausforderung irgendwie lernt umzugehen – einfach, weil man oft gar keine andere Wahl hat:)

      Gefällt 1 Person

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