Wenn ihr das hier lest, sitze ich im Zug von Luxemburg nach Köln – vom 300-Einwohner-Dorf in die Millionenstadt. Die ersten 19 Jahre meines Lebens habe ich zwischen Kühen, Wäldern und ganz viel Nichts verbracht – nun lebe ich aber schon seit 1,5 Jahren in der schönsten Stadt der Welt. Ich kenne beides und mag beides, weshalb ich bei der Frage, „bist du ein Land- oder Stadtmensch?“ zögern würde.
Ruhe vs. Action
Die Ruhe ist einer der Gründe, wieso ich es sehr genieße, regelmäßig zurück auf dem Land zu sein – das kann schon ganz entspannend sein. Allerdings ist die Grenze zwischen Entspannung und Langeweile häufig relativ schmal, weshalb ich mich dann doch auch immer wieder freue, zurück nach Köln zu fahren.
Natur vs. Menschenmassen
Genauso sehr wie die Ruhe mag ich auch die Natur. Ich habe vielleicht kein tiefgreifendes Interesse für Flora und Fauna, aber als Mensch, der gerne Zeit alleine verbringt, ist es einfach ganz schön mit Musik in den Ohren durch den Wald zu und keiner Menschenseele zu begegnen – das würde ich einem Samstagnachmittag in der Kölner Innenstadt jederzeit vorziehen.
Gemeinschaftsgefühl vs. Anonymität
Natürlich haben Menschenmassen auch ihren Vorteil: man ist anonym. Ich genieße es, in die Stadt gehen zu können, ohne überall Leute zu treffen, die einen von irgendwo her kennen und ich mag es, dass sich einfach niemand dafür interessiert, was man macht oder wie man aussieht.
das Bekannte vs. das Unbekannte
In der Stadt kennt man die Menschen nicht, aber genauso wenig die Parks, Plätze, Straßen, Restaurants oder Läden – vielleicht einige davon, aber nie alle. Es gibt also immer Neues zu entdecken, während das Leben auf dem Land nach einiger Zeit nicht mehr besonders aufregend ist.
Einheitsbrei vs. Vielfalt
Was ich am Leben in der Stadt besonders mag, ist dass man viel mehr außergewöhnliche Menschen trifft – sowohl was das Auftreten, den Style, die Lebensweise, die Ansichten oder die Ambitionen betrifft. Im Dorf habe ich oft das Gefühl, dass jeder alles dafür tut, um bloß nicht aufzufallen und die Menschen mehr Wert darauf legen in die Norm zu passen, als sich selbst zu verwirklichen.
konservative Menschen vs. weltoffene Menschen
Dadurch dass man es auf dem Dorf es nicht gewohnt ist, dass nicht jeder gleich ist, wird „anders“ als „falsch“ gedeutet – am liebsten sollte alles und jeder so bleiben wie es immer war. Sobald jemand aus der Masse heraussticht, wird geurteilt. Generell dieses über andere Leute reden, sich einmischen und sich das Recht herausnehmen, andere zu bewerten, ist ein Phänomen, welches ich auf dem Land als stärker empfinde als in der Stadt. Allerdings habe ich das Gefühl, dass das eher die älteren Generationen betrifft, weil das Internet dazu beiträgt, dass man auch in einem Dorf nicht mehr isoliert lebt und einfach weltoffener wird.
altes Leben vs. neues Leben
Für mich stand und steht der Umzug in eine Großstadt für einen Neuanfang. Neue Menschen, neue Umgebung, neue Aufgaben, neue Möglichkeiten und neue Freiheit. Ich kann es jedem nur empfehlen mal die andere Seite auszuprobieren.
Ich bin froh, dass ich meine Kindheit und Teenager-Zeit auf dem Dorf verbringen konnte, weil das gerade für Menschen in dem Alter ganz große Vorteile hat. Allerdings könnte ich es mir nicht vorstellen, mein komplettes Leben da zu verbringen. Ich hätte das Gefühl, das würde mich in meiner Entwicklung und auch in den Möglichkeiten mein Leben zu gestalten einschränken. Insgesamt habe ich mich in den vergangenen Jahren schon sehr zum Stadtmenschen entwickelt, auch wenn tief in mir noch immer das Dorfkind schlummert und ich es nach wie vor genieße, in die Heimat zurückzukommen und ein paar Tage Ruhe und Natur wie so ein kleiner Urlaub sind. Ich glaube, die Abwechslung macht’s und ich bin froh, dass ich die momentan habe. Dazu muss man natürlich sagen, dass mein Bild vom Leben in der Stadt im Vergleich zum Dorf ein rein subjektives ist.
Lebt ihr auf dem Land oder in der Stadt und was bevorzugt ihr?:)
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