In dem Moment, in dem ich diesen Beitrag schreibe, zeigt mein Kalender Freitag, den 8. März an. Der Weltfrauentag. Ein Tag an dem wir auf die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, Girl Power und die Wichtigkeit der gegenseitigen Unterstützung aufmerksam machen. Ich mag diesen Tag, weil mir dieses Thema am Herzen liegt. Ob ich mich als Feministin bezeichnen würde, weiß ich nicht. Wenn man Feminismus als Bewegung sieht, die für die Gleichberechtigung aller Geschlechter einsteht, schließ‘ ich mich da an. Jedoch hab ich das Gefühl, dass das nicht die gesellschaftlich anerkannte Definition dieses Begriffes ist – was vermutlich daran liegt, dass Aktionen sich mit dieser Bezeichnung schmücken, die sich so radikal für Frauenrechte einsetzen, dass es quasi in einer Diskriminierung der Männer ausartet. Die Grundidee des Feminismus unterschreibe ich und trotzdem würde ich nicht „Feministin“ in meine Insta-Bio schreiben.
Vielleicht auch, weil ich bei vielen Dingen, die von Leuten, die sich als Feministen bezeichnen, angeprangert werden, kein Problem sehe. In meinen Augen unterstützt weder „der Bachelor“ noch „Germany’s next Topmodel“ Sexismus – ich sehe darin Fernsehformate, die zur reinen Unterhaltung dienen, bei denen Leute freiwillig mitmachen, obwohl sie wissen, was sie erwartet und bei der „Bacherlorette“ sagt doch auch keiner, das würde die Männer diskriminieren?! Genauso fragwürdig finde ich es, dass Musikvideos mit halb-nackten Frauen gar nicht gehen, aber Werbespots mit halb-nackten Männern total okay sind. Wenn es nach mir ginge, hätte der „Studenten-Ausweis“ auch nicht in „Studierenden-Ausweis“ umbenannt werden müssen.
Generell dem ganzen Thema „Gendering“ bzw. geschlechtergerechte Sprache stehe ich zwiegespalten gegenüber. Einerseits spielt Sprache ein wichtige Rolle im gesellschaftlichen Zusammenleben und ist somit ein guter Anhaltspunkt, um auf Geschlechtergleichheit aufmerksam zu machen. Vom Prinzip her ist es nur richtig, beide Geschlechter anzusprechen anstatt eines komplett außen vor zu lassen. Andererseits fühle ich persönlich mich nicht ausgeschlossen oder diskriminiert, wenn ich als „Bürger“, „Luxemburger“ oder „Student“ betitelt oder angesprochen werde. Das ist zum einen wahrscheinlich Generationsabhängig – in einer Diskussion unter Kommilitonen sind wir zum Beispiel zu dem Entschluss gekommen, dass die Generationen, die da aktiv für gekämpft haben auch viel mehr Wert darauf legen als wir, die da eigentlich kaum drauf achten. Zum Anderen könnte es auch an meiner Muttersprache liegen – im Luxemburgischen wird viel weniger (immer mehr, aber kein Vergleich zum Deutschen) drauf geachtet, dass immer beide Geschlechter angesprochen werden… ich war am Anfang echt überrascht, als Dozenten in jedem Satz, indem sie beispielsweise Journalisten erwähnt haben, gleich ein „und Journalistinnen“ dranhingen. Teilweise empfinde ich das sogar als störend – sowohl als Zuhörerin als auch als Sprecherin oder Autorin – aber wie gesagt, ich versteh den Gedanken dahinter und versuche mich nach und nach mit der geschlechtergerechten Sprache anzufreunden.
Pizzaroles instead of genderroles, please
Ein Punkt, bei dem ich den Feministen (und Feministinnen, I guess) wirklich zu 100% den Rücken stärke ist der Kampf um die Chancengleichheit von Mann und Frau und gegen Geschlechterrollen. Ich bin der Meinung, dass das Geschlecht nichts darüber aussagt, wie jemand aussehen soll, wie er sich verhalten soll, wie er seine Freizeit gestalten soll oder womit er sein Geld verdienen soll. Frauen sollten die Möglichkeit haben in jedem Job oder auf jeder Position Fuß zu fassen, wenn die denn dafür qualifiziert sind. Ich finde es super unterstützenswert, wenn Frauen sich in die (noch) Männer-dominierte Gründerszene wagen, „untypischen“ Berufen oder Leidenschaften nachgehen, aber genauso cool finde Frauen, die Modeblogs betreiben und in Nagelstudios arbeiten (lasst mich kurz stereotypisch denken, um das auf den Punkt zu bringen), wenn das ihre Passion ist – das Geschlecht sollte einfach keine Rolle spielen. Genauso übrigens bei Männern, für die die Geschlechterrollen mindestens genauso stark sind und die auch 2019 noch dafür verurteilt werden, Emotionen zu zeigen, Wert auf ihr Äußeres zu legen oder sich für „Frauenberufe“ zu entscheiden.
Ich bin gegen Schubladendenken und für eine Gesellschaft in der jeder die gleichen Chancen hat. Da sind wir noch längst nicht angekommen, aber hin und wieder sollte man vielleicht mal zurückschauen und sehen, wie weit wir schon gekommen sind – so lange ist das noch gar nicht her, dass Frauen nicht wählen durften, über kein eigenes Bankkonto verfügten und dem Leben als Hausfrau quasi verpflichtet waren. Natürlich ist das kein Grund sich auszuruhen und nicht weiter für Chancengleichheit zu kämpfen, aber ich finde, man sollte auch nicht nach Problemen suchen, wo keine sind. Natürlich ist es geschichtlich bedingt, dass man dafür sensibilisiert ist, Diskrimination von Frauen zu erkennen und anzuprangern. Allerdings sollte man, meiner Meinung nach, auch nicht übersensibel sein oder die Tatsache, dass auch Männer in bestimmten Situationen diskriminiert werden, komplett ausblenden. Frauenrechte sind wichtig, aber Menschenrechte mindestens genauso.
Wie steht ihr zu dem Thema?
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