„Die Schulzeit ist die schönste Zeit deines Lebens“, sagten sie. „Genieß diese Zeit – wenn sie vorbei ist, wirst du sie vermissen“, sagten sie. Ich bin jetzt fast fertig mit meinem 3. Uni-Semester und komischerweise NEIN – mir fehlt die Schulzeit überhaupt nicht. Dabei wäre ich das perfekte Opfer dafür, denn ich habe die Schulzeit geliebt. Besonders in den letzten 3 Jahren bin ich unglaublich gerne dahin gegangen. Ich hatte gute Noten, tolle Lehrer und meine besten Freunde um mich herum – eigentlich war es perfekt. Und trotzdem blicke ich mit dem Gedanken darauf zurück „es war schön, aber ich würde die Zeit nicht zurückdrehen wollen“. Gegen Ende meiner Schulzeit dachte ich, dass es eigentlich nicht besser werden kann, doch ich wurde eines Besseren belehrt.
Das was ich an der Schule so gemocht habe, war immer mehr das drum herum – meine Freunde, die Pausen, die Klassenfahrten, die Lehrer, usw. – nie so wirklich die Inhalte oder die Methoden, mit denen einem die Dinge beigebracht wurden. Ich hatte zwar meine Lieblingsfächer wie Deutsch, Englisch, Wirtschaftswissenschaften und Philosophie – trotzdem ist das nicht mit dem, was und wie ich in der Uni lerne vergleichbar. Auch hier gibt es Module, die mehr und welche, die weniger Spaß machen. Allerdings ist dieser Spaß auf einem ganz anderen Niveau – es ist nicht dieses, „ich mach’s gerne, weil ich es gut kann und es irgendwie interessant finde“, sondern dieses „ich mach’s gerne, weil ich es mit absoluter Leidenschaft mache“, um es mal dramatisch auszudrücken.Ich sehe in Sozialen Medien immer wieder Memes, die die Tatsache belächeln, dass man sich die Uni zu Schulzeiten so vorstellt, dass man da das macht, was einen interessiert – das scheint wohl bei ganz vielen nicht der Fall zu sein. Bei mir allerdings schon. Natürlich gibt es Module, wie „Methodologie“, BWL oder „wissenschaftliches Propädeutikum“, an die ich etwas weniger leidenschaftlich herangehe, aber solche Fächer sind in absoluter Minorität.
Nicht nur die Themen finde ich in der Uni wesentlich ansprechender, sondern auch die Art und Weise, wie man lernt. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich auf einer Hochschule studiere und wird in Universitäten wo 2000 Leute in einer Vorlesung sitzen wohl weniger der Fall sein – aber es ist viel praktischer und mehr daran orientiert, etwas für’s Leben, als nur für die Klausur zu lernen. Wenn man Uni und Schule inhaltlich gegenüberstellt, ist das schon mal ganz klar 1-0 für die Uni.
Was ich am Unileben außerdem liebe ist die viele Freizeit. Hier habe ich eine 20 Stundenwoche, während es in der Schule 35 Stunden waren. Natürlich muss ich Zuhause einiges für die Uni machen und versuchen mir nebenbei ein paar Euro zu verdienen – mir geht es aber nicht darum viel Zeit zu haben, in der ich nichts machen kann, sondern eher darum, mir meine Zeit frei einteilen zu können. In der Schulzeit hat um 6 der Wecker geklingelt, ich war bis 16 Uhr in der Schule und spätestens um 11 musste ich schlafen, um am nächsten Tag halbwegs fit zu sein – da war nicht sonderlich viel Spielraum. Mittlerweile habe ich, neben den fixen Vorlesungsterminen, total viel Zeit, die ich nach Lust und Laune gestalten kann – was ich wirklich genieße.
Auch die Leute, von denen ich in der Uni umgeben bin, geben mir ein besseres Gefühl als die aus der Schule. Dort hatte ich immer so „meine Leute“ mit denen ich Spaß hatte, mit denen ich auf einer Wellenlänge war und die auch immer noch zu meinen engsten Freunden gehören. Allerdings gab es drum herum auch immer wieder Menschen, die nur für Drama und Negativität gesorgt haben oder mit denen ich auch nach Jahren einfach nicht warm geworden bin. In der Uni ist es zwar genauso, dass es immer Leute gibt mit denen man mehr matched als mit anderen, aber insgesamt empfinde ich es als viel harmonischer und irgendwie auch inspirierender. Alle haben, dadurch dass sie an der gleichen Hochschule den gleichen Studiengang studieren, irgendwie ähnliche Interessen und Ziele im Leben – aber vielleicht hatte ich mit meinem Kurs auch einfach nur Glück. (Grüße an euch, falls jemand das liest ;))
Ich habe die Schulzeit nach wie vor in super Erinnerung und gehe immer wieder gerne in meine alte Schule zurück, um die ganzen Leute wiederzusehen und uns an die alten Geschichten zurückzuerinnern. Mein Unileben hat mir aber gezeigt, dass auch wenn man denkt, etwas ist perfekt, kann es immer noch besser werden. 🙂
Kommentar verfassen