Ich war vor Kurzem auf der Feier zum 10-jährigen Jubiläums meines ehemaligen Gymnasiums, wo der Direktor, der Bildungsminister sowie der Staatsminister eine Rede gehalten haben. Ein bestimmter Punkt kam in den Worten jeden einzelnes vor – die Herausforderungen vor denen eine Schule, angesichts einer noch digitaleren Zukunft, steht. Minister und Geschäftsführungen von Schulen reden also davon, dass sie ihre Systeme an das Aufkommen künstlicher Intelligenz und den Umgang mit neuen Medien anpassen werden. Außerdem fiel ein Satz, der in Richtung „why would you teach it, if you can Google it?!“ ging. Ich frage mich jedoch, wie diese Anpassung, an die aktuellen technischen, gesellschaftlichen und medialen Gegebenheiten stattfinden soll, wenn auch 20 Jahre nach aufkommen des Internet, der Umgang mit Medien bei der Bildung außenvor gelassen wird…
Medienkompetenz ist meiner Meinung nach etwas, was in der Schule absolut vernachlässigt wird. Wir lernen die verschiedensten mathematischen Formeln und jedes Geschichtliche Ereignis bis ins kleinste Detail – doch wann lernen wir den Umgang mit Medien? Nur die wenigsten können werbliche von redaktionellen Inhalten unterscheiden, viele halten das Fernsehen für das glaubwürdigste Medium… man braucht nur einmal durch soziale Medien zu scrollen und sich anzuschauen, was dort verbreitet wird und schon merkt man, wie wenig Menschen wissen, wie man damit umgeht.
Nicht nur über die Rezeption von Medien, sondern auch über deren aktive Nutzung sind viele, meiner Meinung nach, zu wenig informiert. Beispielsweise das Internet bietet so viele Möglichkeiten – sich kreativ auszuleben, Geld zu verdienen oder auf endlose Informationen zuzugreifen – man müsste nur wissen wie.
Versteht mich nicht falsch – das hier soll nicht die übliche Kritik am Bildungssystem sein, à la „Hauptsache ich kann Faust auswendig, aber kann keine Steuererklärung machen“. Ich bin in diesem System immer super klar gekommen – versteh aber auch dass es nichts für jeden ist – aber darum soll es gar nicht gehen. Ich sehe die Schule als einen Ort, wo man sich Grundwissen aneignet – für alles andere ist dann im Studium genug Zeit. Ich bin weder dafür, dass man Mathe abschafft, noch dass man Geschichte außen vor lässt – Grundkenntnisse in beiden Bereichen sind wichtig für unsere persönliche Entwicklung und dienen als Basis für alles was wir später lernen. Bei Vielem, was man in der Schule lernt, liegt der Sinn, in meinen Augen, weniger in dem Inhalte und umso mehr darin, zu lernen wie man lernt und die eigenen Interessen und Stärken zu entdecken. Allerdings finde ich es schade, dass die Medien, die mittlerweile eine so große Rolle im Alltag jedes Menschen spielen, noch immer nicht in die schulische Ausbildung mit einbezogen werden.
Insgesamt finde ich Kritik am Bildungssystem immer schwierig – wie packt man alles, was Menschen brauchen um erfolgreich ins Leben zu starten in 12-13 Jahre? Das ist schlichtweg unmöglich – man kann in dieser begrenzten Zeit nicht alle wichtigen Bereiche abdecken. Allerdings sehe ich die Medienkompetenz als eine Grundlage für alles andere Wissen – wenn man mit Medien richtig umgehen kann hat man ja unbegrenzten Zugang dazu.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Medien nicht, Branchen-bedingt, eine größere Rolle zuschreibe, als sie in Wirklichkeit für den Großteil der Menschen haben – aber ich bin mir sicher, dass Dreisatzrechnungen, Faust und die Geschichte der Römer nicht die überlebenswichtigsten Grundlagen für das Leben in einer digitalisierten Welt sind. Ich bin gespannt, wie das Bildungssystem sein Versprechen einhält und anfängt, mit der Zeit zu gehen… und falls jemand eine Medienlehrerin sucht, hit me up, lol. 😀
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