Ich habe das Aufkommen des Internets miterlebt und mich gefreut – über neue Formen der Unterhaltung, endloses Wissen, grenzenlose Kommunikation und neue Möglichkeiten kreativ zu sein oder sich mitzuteilen. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht online bin und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich kein Fan vom Internet bin. Allerdings muss man realistisch sein – es ist nun mal nicht perfekt und auch ich begegne im Netz immer wieder Dingen, die mir nicht gefallen.
1. Algorithmen, die Content verstecken
Dieser Punkt sorgt momentan dafür, dass ich mein geliebtes Instagram etwas weniger liebe. Immer öfters verpasse ich Fotos, während mir andere zum 3. Mal oben angezeigt werden. Genau so ist es mit meinen eigenen Posts – nicht mal die Hälfte meiner Follower sieht meine Fotos. Ich wäre definitiv dafür, dass Inhalte in Sozialen Medien wieder chronologisch angezeigt werden, aber das gehört, wie’s aussieht, der Vergangenheit an.
2. Profitorientierte Online-Plattformen
Algorithmen sorgen dafür, dass die eigenen Beiträge nicht gesehen werden und wenn man etwas daran ändern möchte muss man zahlen. Beispielsweise auf Facebook ist es für Unternehmensseiten mittlerweile fast unmöglich, ein gewisses Publikum zu erreichen, ohne die Inhalte die sie posten als Werbung schalten zu lassen. Gerade für Start-Ups oder Blogger, die kein Geld mit Social Media verdienen, ist dies oft ein Grund, warum ihr Online-Auftritt scheitert.
3. Scheinwelten
Im Internet bekommt man oft das Gefühl, dass jeder andere ein aufregenderes, schöneres, erfolgreicheres und glücklicheres Leben führt als man selbst. Das ist kein Vorwurf an Contentproducer – dieser Eindruck wird quasi automatisch vermittelt und ich wüsste auch nicht, wie man das umgehen kann. Mein Blog und mein Instagram-Profil spiegeln ja auch nicht mein Leben 1:1 wieder. Natürlich zeigt man nur das, was man zeigen möchte – und das sind nur in den wenigsten Fällen Versagen, Nervenzusammenbrüche, Konflikte oder Probleme. Leider kann das, bei mangelndem Bewusstsein dafür, negativen Einfluss auf die Psyche von (gerade jungen) Menschen haben.
4. Untergegangene Talente
Oft stöbere ich in Instagram und stoße auf unglaublich talentierte Menschen – egal ob Sänger, Künstler, Lyriker oder Fotografen. Dann gucke ich auf die Follower und sehe eine niedrige 3-stellige Zahl – während unzählige andere mit viel banaleren Inhalten erfolgreich sind. Es wird mittlerweile so viel in Sozialen Medien hochgeladen, dass viele talentierte Menschen einfach in der Masse untergehen.
5. geraubte Zeit
Wie viel mehr Zeit hätten wir, wenn es kein Internet gäbe? Ein Teil der Zeit ist wahrscheinlich auch gut investiert – in Bildung, Unterhaltung, oder Kreativität. Aber dann gibt es noch die Zeit, in der man sich sinnlos durch Webseiten, Videos oder Fotos klickt ohne wirklich etwas daraus mitzunehmen. Zeit, die man für so viel anderes hätte nutzen können.
6. Anonymität
Die Anonymität hat sicherlich auch ihre Vorteile – man ist ein unbeschriebenes Blatt, es werden keine Vorurteile mit einem in Verbindung gebracht, man muss sich für nichts schämen und kann offener sein. Aber genau das führt schnell dazu, dass Menschen keine Scham und keine Hemmungen besitzen. Sie sagen Dinge, für die sie mit ihrem Gesicht und ihrem Namen niemals geradestehen würden. Die Anonymität wird viel zu oft schamlos ausgenutzt.
7. Plattform für Hass und Negativität
Ob anonym oder mit echtem Profil, Menschen verbreiten im Internet einfach viel Hass und Negativität – und Soziale Medien bieten ihnen dafür eine Plattform. Ein emotionsgeladener, auf keinen Fakten basierender, respektloser, vielleicht auch unüberlegter Text ist schnell geschrieben und leider auch genauso schnell verbreitet. Unter der Vielzahl an Internetnutzern finden sich dann meistens auch schnell Gleichgesinnte und schon verbreitet sich die Negativität wie eine Welle. Von Hass-Kommentaren unter Fotos von Einzelpersonen bis hin zu extremen „politischen“ Ansichten unter Beiträgen von Nachrichtenportalen – im Netz werden eindeutig zu viele „Meinungen“ verbreitet, die keine Berechtigung dazu haben.
8. Übertriebener und zu komplizierter Datenschutz
Wer kennt es nicht – man kommt auf eine Internetseite und muss erstmal bestätigen, dass man damit einverstanden ist, dass „Cookies“ verwendet werden. Jeder klickt „einverstanden“… was Cookies sind, wissen wahrscheinlich die Wenigsten. Datenschutz, den keiner versteht, bringt niemandem was. Webseiten-Besitzer müssen sich mit diesen ganzen Gesetzten rum schlagen, um Strafen zu entgehen, aber der Webseiten-Besucher hat im Endeffekt nichts davon – er ist „einverstanden“, entweder weil es nichts versteht oder weil er ansonsten nicht auf die Inhalte zugreifen kann. Datenschutz an sich ist essenziell – aber ob die momentane Umsetzung die Richtige ist, ist eine andere Frage.
9. Falsche Informationen
Etwas was das Internet, im Unterschied zu anderen Medien, mitsichbringt ist die Möglichkeit, veröffentlichte Inhalte im Nachhinein zu löschen oder zu verändern. Das führt allerdings dazu, dass Informationen voreiliger und unüberlegter ans Publikum gebracht werden. Außerdem hat jeder die Möglichkeit der Publikation und kann sich selber als Experte darstellen – unabhängig davon, ob er eine Ahnung von dem jeweiligen Thema hat oder nicht. So kommt es immer wieder zu falschen Informationen, die – in Sozialen Medien, Nachrichtenportalen, Blogs oder Online-Enzyklopädien – in Umlauf gebracht werden.
10. „Dieses Video ist in deinem Land nicht verfügbar“
Ein Satz, dem ich immer mal wieder begegne, wenn ich in Luxemburg bin und die Mediatheken von einigen deutschen Sendern aufrufen möchte oder auch, wenn ich mir irgendwelche Videos auf Youtube anschaue. Jedes mal aufs Neue ärgerlich, wenn man voller Vorfreude auf ein Video geklickt hat und dann diese Meldung angezeigt wird. Natürlich nichts, wovon die Welt jetzt unterginge, aber einfach nicht übereinstimmend mit dem Konzept des Internets. Sollte das WORLD WIDE web nicht eigentlich Grenzen ausradieren?
Diese 10 Punkte sind Meckern auf hohem Niveau, wenn man bedenkt, welche Möglichkeiten das Internet uns bietet. Wenn man diese Probleme umgehen könnte, wäre es vielleicht auch zu perfekt 😉
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