Vor ein paar Jahren hat sich auf Social Media eine entscheidende Sache verändert – Inhalte werden nicht mehr chronologisch, sondern nach „Relevanz“ sortiert. Die Netzwerke haben Algorithmen eingeführt, die das Nutzerverhalten analysieren und darauf basierend entscheiden, welche Inhalte die jeweilige Person zu sehen bekommt. Das was daraus entsteht, nennt man „Filterbubble“. Sie bezeichnet die Isolation der Benutzer von jeglichen Informationen, die sich außerhalb ihrer persönlichen Interessen und Haltungen befinden. Klingt auf den ersten Blick cool: Man bekommt nur das zu sehen, was man sehen möchte. Auf den zweiten Blick sieht man aber, dass diese Isolation sehr schnell problematisch werden kann.
Algorithmen – wenn Roboter entscheiden, was für Menschen relevant ist
Eine erste Frage, die man sich zu dem Thema stellen sollte, ist, ob die Algorithmen wirklich wissen was wir sehen möchten, ob sie alle unsere Interessen kennen und ob sie schnell genug merken, wenn sich unsere Haltung verändert und wir uns gerne mit anderen Themen beschäftigen würden. D.h. bieten die Algorithmen überhaupt den Service, den sie versprechen? Wenn mir nach Wochen mal wieder auffällt, dass ich auf Youtube alle Videos oder auf Instagram alle Fotos von einer bestimmten Person nicht gesehen habe, weil sie mir scheinbar nicht angezeigt wurden – obwohl ich sie gerne gesehen hätte – würde ich diese Frage eher mit „nein“ beantworten.
Selbst wenn die Algorithmen zuverlässig bestimmen können, womit wir uns gerne beschäftigen, sind sie nicht in der Lage, uns darüber hinaus Inhalte zu zeigen, mit denen wir uns mal lieber beschäftigen sollten. Es gibt Themen, für die wir uns weniger interessieren als für andere, die aber trotzdem relevant für uns sein können in dem Sinne, dass sie unseren Horizont erweitern würden oder uns zum nach- oder umdenken anregen könnten.
Wenn man aus der Blase nicht mehr raus kommt…
Wenn die Inhalte chronologisch angeordnet sind, hat man, über einen längeren Zeitraum gesehen, viel mehr Abwechslung, als wenn man immer ähnliche Inhalte ganz oben angezeigt bekommt. Diese Abwechslung ist nicht nur für unsere eigene Unterhaltung wichtig, sondern spielt auch gesamtgesellschaftlich eine wichtige Rolle.
Wenn Menschen in ihrer Filter Bubble gefangen sind, sind sie komplett abgeschottet von Themen, mit denen sie sich weniger gerne beschäftigen und von Meinungen, die nicht ihren eigenen entsprechen. Wenn man immer nur Inhalte sieht, die einen in den eigenen Ansichten bestärken, weil diese angeblich relevanter für einen sind, dann denkt man irgendwann, dass es keine anderen Standpunkte gibt. Die Filter Bubble, in der man lebt, grenzt einen von der Welt, die nicht seine eigene ist, komplett ab – ein perfekter Nährboden für zu festgefahrene Meinungen oder, schlimmer, radikale Neigungen.
Wie geht man mit der Filter Bubble richtig um?
Den Algorithmen und der daraus entstehenden Filter Bubble zu entkommen scheint fast unmöglich, inzwischen sind sie überall – nicht nur in Sozialen Netzwerken, sondern auch in News-Apps und Suchmaschinen. Gerade wenn man sich auf diese Weise nicht nur Fotos von Freunden und Prominews anschaut, sondern sich auch darüber mit dem aktuellen Weltgeschehen und kontroversen Themen auseinandersetzten möchte, sollte man versuchen, die Algorithmen auszutricksen. Das klappt, indem man aktiv nach Themen oder Haltungen, die eigentlich untypisch für einen sind, sucht oder solche Inhalte liked oder kommentiert – so wird das Feld, der für euch relevanten Themen, ausgeweitet. So kann man teilweise verhindern, dass die Informationen, die man bekommt, komplett einseitig sind…
… trotzdem kann man sich, so lange ein Algorithmus dahintersteckt, nicht sicher sein, dass man ausgewogene, umfassende Informationen bekommt. Das Problem dabei ist, dass man ihm nicht entkommen kann, man kann ihn nicht ausstellen – zumindest bei sozialen Netzwerken nicht. Bei Suchmaschinen gibt es allerdings, was dieses Problem angeht, eine Lösung: Wenn man statt Google „ix quick“ verwendet, werden die Nutzerdaten nicht gespeichert und es entsteht somit keine Filter Bubble.
Allerdings scheinen nur die wenigsten Internetnutzer sich überhaupt für einen Ausweg aus der Filter Bubble zu interessieren. Kaum jemand setzt sich wirklich mit dem Thema auseinander und realisiert wie sein Bild von der Welt von Robotern kontrolliert wird. Erst durch dieses mangelnde Bewusstsein darüber, dass man sich, wenn man sich im Internet bewegt, immer in einer Filter Bubble befindet, kann es gefährlich werden.
Habt ihr euch schon mal Gedanken darüber gemacht, inwiefern die Filter Bubble, in der ihr euch online befindet, eure Gedanken beeinflusst?
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