Fast Fashion – Bleibe ich auf der dunklen Seite der Mode?

Eine Exkursion mit der Uni hat mich am Donnerstag ins Rautenstrauch-Joest-Museum, in der kölner Innenstadt, geführt. Dort haben wir uns eine Ausstellung mit dem Titel „Fast Fashion – die dunkle Seite der Mode“ angeschaut. Ein Thema, womit ich mich in den vergangenen Monaten relativ viel auseinandergesetzt habe, weil es immer wieder in den Sozialen Medien aufgetaucht ist und ich neben der Uni für ein Slow-/Fair-Fashion-Unternehmen arbeite. Als ich die Ausstellung betreten habe, war ich auf neue Informationen gespannt und habe vor allem auf Lösungsvorschläge gehofft.

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Was die Präsentation des Themas anging, wurden wir nicht enttäuscht. Der Raum war wie eine Mischung aus Catwalk und Boutique mit Vitrinen gestaltet. Die Dame, die uns durch die Ausstellung geführt hat, schien bestens informiert und bei jedem Ausstellungsstück, ob Video, Grafik oder Kleidung, hat man gemerkt wie viel Arbeit und Gedanken dahinter stecken.

Inhaltlich muss ich allerdings sagen, dass die Ausstellung mir keine Informationen geboten hat, die mir völlig neu waren – nichts anderes, als das, was man in Dokumentationen zu dem Thema sieht oder von „nachhaltigen“ Influencern hört. Bilder der 2013 in Bangladesh eingestürzten Fabrik, Videos davon ,wie den Vögeln die Daunen von Körper gerissen werden, Statistiken dazu, wie viel Prozent des Verkaufspreises an die Arbeiter in den Fabriken gehen & Horrorgeschichten darüber, was mit dem Inhalt von Altkleidercontainern passiert. Krass, aber nichts Neues. Nichts, was mich dazu gebracht hätte, meine Top-Shop-Jacke, die ich in dem Moment getragen habe, in die nächste Mülltonne zu schmeißen.

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Und so ging es, glaube ich, den Meisten. Nach der Führung haben wir uns noch etwas mit unserer Dozentin unterhalten und haben festgestellt, dass jeder von uns die meisten dieser Fakten kannte, wir deren Auswirkungen aber nicht genug realisieren, um unser Kaufverhalten grundlegend zu ändern. Dass man mittlerweile so abgestumpft ist, dass man für schöne, günstige Kleidung die Tatsache einfach so hinnimmt, dass Menschen am anderen Ende der Welt darunter leiden, teilweise dafür sterben – mal abgesehen von den ökologischen Folgen des Massenkonsums – ist einerseits traurig. Andererseits aber auch nachvollziehbar – wenn man das Museum verlässt, findet man ein paar Straßen weiter Primark, H&M und Nike, aber wo ist der nächste Slow-Fashion-Laden?

Fast Fashion ist deshalb so erfolgreich, weil es kaum Alternativen gibt – zumindest keine, die mit unserem Lebensstil und unserem Anspruch an Mode vereinbar sind. Auch die Führung durch diese Ausstellung konnte mir die Handlungsvorschläge, die ich mir erhofft hatte, nicht wirklich liefern. Weniger kaufen ist logisch. Darauf achten, dass die Kleidung, die man kauft, unter fairen Bedingungen hergestellt wurde, liegt auch auf der Hand, lässt sich aber schwer umsetzen. Kleidung Second hand kaufen könnte eine Alternative sein, allerdings kann sich auch das schwierig gestalten. Wirklich schlauer als vorher bin ich also nicht.

Slow Fashion wird sich meiner Meinung nach nicht etablieren, so lange Fast Fashion die so viel günstigere und so viel bequemere Alternative ist – so selbstlos sind wir Menschen nicht. Außerdem ist unsere Macht auch einfach begrenzt – wir können die Modeketten, die nicht unter fairen Bedingungen produzieren, boykottieren, aber löst das das Problem? Dann werden die Fabrikarbeiter nicht mehr ausgebeutet, sondern sie sind arbeitslos. Es wäre, denke ich, an der Politik die Richtlinien zu verschärfen, was das einhalten von Menschen- & Tierrechten bei der Produktion von Kleidung & deren Vergütung und Sicherheit angeht.

Natürlich ist es zu einfach, zu sagen „die Politik muss was machen“ und dann seinen bequemen, unüberlegten, konsumorientierten Lifestyle weiterzuführen. Eine klitzekleine Macht hat jeder von uns. Ich habe z.B. angefangen weniger Spontankäufe zu machen und überlegter zu shoppen. Wenn ich mal Slow Fashion sehe die mir gefällt, werde ich sie an Stelle von dem, wonach ich üblicherweise greifen würde, kaufen und meine Altkleidung wird in Zukunft nicht mehr im Container landen. Dass das das Problem löst bezweifle ich, wie gesagt, aber irgendwo muss man ja anfangen.

Ich find das Thema total schwierig – einerseits ist es so verlockend viel schöne, günstige Kleidung zu besitzen – gerade wenn man Spaß an Mode hat – aber andererseits weiß man auch, dass es so eigentlich nicht richtig ist. Bisschen wie mit der Tafel Schokolade die ich abends komplett in mich hineinstopfe, obwohl ich weiß, dass eine Mandarine die bessere Alternative wäre – nur tausend Mal schlimmer.

Habt ihr euch bereits mit diesem Thema auseinandergesetzt? Achtet ihr darauf, ob eure Kleidung fair produziert wurde? Hinterlasst mir gerne eure Meinung! 🙂

6 Antworten zu „Fast Fashion – Bleibe ich auf der dunklen Seite der Mode?”.

  1. Ach, du sprichst mir aus der Seele, mir geht es genauso. Ich liebe Mode, ich liebe es zu shoppen und vor allem, wenn ich einen Look im Kopf habe, dann ist es unfassbar schwer, das im Second Hand auch zu finden. Schließlich geht Second Hand nicht mit den aktuellen Trends und die Filteroptionen sind bei Online-Seiten auch nicht immer zufriedenstellend – im Vergleich zu Zalando. Ich versuche wenigstens meinen Konsum auf das Nötigste zu reduzieren, aber bin noch nicht so zufrieden damit – habe aber auch noch nicht ernste Konsequenzen gezogen. Shame on me.
    Liebe Grüße
    Dorie von http://www.thedorie.com

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    1. Oh ja ich kann das total nachvollziehen, ist bei mir genau so. Man weiß, dass man was ändern sollte, macht es aber nicht weil die Alternativen einfach fehlen. Danke für deien Kommentar:)
      Liebe Grüße,
      Romy

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  2. Hi ich bin gerade dabei mein Bewusstsein zu fairer Mode hin zu „schulen“ und hab dazu einen ersten Blogartikel geschrieben. würde mich freuen wenn du vorbeischaust 🙂
    Liebe Grüße
    Mara

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  3. […] Mit fast fashion ist es bisschen wie mit der Tafel Schokolade die ich abends komplett in mich hinein… […]

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