Heute ist der erste Advent. Die Stadt ist bereits in Lichterketten eingehüllt. Die Geschäfte sind voller Menschen, die nach dem perfekten Parfüm, Paar Socken oder Gutschein für ihre Liebsten suchen. Die Einkaufswägen liegen voller Lebkuchen und Plätzchen und im Radio läuft Last Christmas rauf und runter. Während viele ihre Wohnung weihnachtlich dekorieren, lauthals „i gave you my heeeeart“ singen und in der cozy Stimmung versinken, gibt es immer wieder die Leute, die den ganzen Weihnachtswahnsinn kritisieren.
„Wieso fangen die Leute plötzlich an zu spenden, während sie die restlichen 11 Monate nur an sich denken?!“ „Wieso braucht man Geschenke, um Menschen zu zeigen, dass sie einem wichtig sind?!“ „Bei Weihnachten geht es darum, die Geburt von Jesus zu feiern – das wird mittlerweile vergessen.“ Alles Aussagen, die schon ihre Richtigkeit haben und trotzdem kann ich nicht nachvollziehen, wie man die Zeit der Liebe mit so viel Negativität füllen kann.
Ich habe Weihnachten noch nie aus religiösen Gründen gefeiert. Meine Familie und ich feiern an dem Tag nicht Jesus, sondern uns selbst, unser Zusammensein. Natürlich ist das nicht der ursprüngliche Sinn dieses Feiertags und wir könnten das auch an jedem beliebigen anderen Tag machen – machen wir auch. Trotzdem find ich es schön, dass es diesen einen festgelegten Tag gibt, an dem von vorne herein klar ist, dass man ihn als Familie zusammen verbringt, was Leckeres isst, Geschenke auspackt und Gesellschaftsspiele spielt. Ich find’s wichtig, diesen einen Termin zu haben, der nicht wegen Alltagsstress, Arbeit oder sonstigem verschoben oder abgesagt wird. Ich mag diese paar Tage Familie, Ruhe und viel Essen einfach – das Datum ist mir dabei völlig egal, aber es ist nun mal Tradition, dass das am 24. – 26. Dezember stattfindet.
Gerade gegen Jahresende hin, wenn es eh dunkel und kalt wird, finde ich diese Stimmung, die Weihnachten verbreitet einfach perfekt. Zu der Zeit bewegt sich alles irgendwie langsamer, man nimmt sich in der Adventszeit mehr Zeit für’s Essen und für seine Liebsten, gönnt sich mehr Ruhe und fängt an über das vergangene Jahr zu reflektieren. In dieser Zeit versuchen viele, das was sie haben mit Bedürftigen zu teilen und ihren Liebsten in Form von Geschenken ihre Wertschätzung auszudrücken. Schöner wär’s natürlich, wenn das was ich in den letzten zwei Sätzen beschrieben habe, 365 Tage im Jahr so stattfinden würde – das ist aber eine Utopie. Anstatt zu kritisieren, dass niemand die weihnachtliche Ruhe und Nächstenliebe durch das gesamte Jahr trägt, sollte man sich darüber freuen, dass es wenigstens diesen einen Monat gibt, in dem das im Vordergrund steht.
Der Konsum, der mit Weihnachten verbunden ist, ist ein Thema, das von Kritikern immer wieder angeprangert wird. Wenn man jedes Jahr aufs Neue sieht, dass Amazon zur Weihnachtszeit mit den Lieferungen nicht hinterherkommt und die Stadt an Adventswochenenden völlig überfüllt ist, muss man zugeben, dass dieser weihnachtliche Konsumwahnsinn teilweise echt übertrieben ist. Trotzdem gehört es für mich zu Weihnachten dazu, Geld auszugeben für Deko, Essen und Geschenke. Der Wirtschaft tut es auch gut… schwierig allerdings für die, die bei diesen Ausgaben finanziell nicht mithalten können und natürlich für die Umwelt. Ein Problem, das ich definitiv sehe, aber, so blöd es auch klingt, dem ich mich nur bedingt entziehen kann, weil ich Weihnachtsshopping viel zu sehr liebe.
Für mich gehören Geschenke zu Weihnachten, wie Rotkäppchen zum Wolf und Heidi zum Ziegen-Peter. Als Kind war das einfach die Gelegenheit, um Dinge zu bekommen, die mit meinem Taschengeld unerreichbar gewesen wären. Mittlerweile gehts mir mehr um das Ritual des Schenkens. Mit der Familie um den Weihnachtsbaum herum sitzen und nach und nach Geschenke verteilen und öffnen – da freue ich mich das ganze Jahr drauf. Es geht dann auch nicht um den materiellen Wert der Geschenke, sondern um die Message dahinter. Ich liebe es, mir Gedanken zu machen und Geschenke zu finden, die perfekt zu einer Person passen. Klar, man könnte sich auch zu jeder anderen Zeit im Jahr Geschenke machen, was für mich aber irgendwie nicht das Gleiche ist – Weihnachtsgeschenke sind einfach noch ein Level über anderen Geschenken, was den Spaßfaktor angeht.
Wie in einem meiner vergangenen Blogposts erwähnt, versuche ich zurzeit etwas mehr Wert auf Nachhaltigkeit zu legen – im Zusammenhang mit Weihnachten fällt mir das aber eher schwer. Ich muss zugeben, dass meine Liebe zu Lebkuchen, Süßigkeiten, Deko und Geschenken größer ist, als der Wille, der Umwelt was Gutes zu tun. Ich finde es aber auch okay, in diesen vier Wochen die Ökotante hintenanzustellen und die Zeit einfach zu genießen.
GENIEßEN sollte zu dieser Zeit das Stichwort sein! Genießt das Weihnachtsgebäck, die Lichterketten, die Schokonikoläuse, die Musik, die Zeit mit eurer Familie und die Geschenke… über Konsumverhalten, Egoismus und Umweltverschmutzung können wir uns dann nach dem 26. weiter unterhalten!
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